Gran Turismo Sport Test / Review

Die neueste Rennsimulation aus dem Hause Polyphony Digital ist seit Mitte Oktober verfügbar und ist ein Exklusiv-Titel für die Playstation 4. Mit Gran Turismo Sport kam der nunmehr dreizehnte Teil der Serie in den Handel. Wir durften ihn testen und hier kommt meine Erfahrung mit dem Spiel! 

Neben dem klassischen Racing stehen auch Driften und Rallye auf dem Programm. Ein hübsches Intro (welches sich günstigerweise in den Einstellungen deaktivieren lies um es nicht jedes Mal sehen zu müssen) und die Vorstellung unseres ersten Autos führten mich zum Hauptauswahlbildschirm aller im Spiel verfügbaren Features. Vom ersten Moment an wirkt das Menü hochwertig und puristisch und gab mir das Gefühl ein perfektes Spiel zu erfahren. Das Spiel baut sich auf drei Säulen auf: Arcade, Campaign und Sport - wobei die letzten beiden zwingend eine Internet-Verbindung voraussetzen. Dazu später mehr. 

Nach einem kurzen Abchecken der Einstellungen starte ich in die Kampagne. Zuerst warten 48 Lektionen der Driving School auf mich und erst danach in den Missions soll das richtige Rennen gegen die Computer-AI stattfinden. Die Fahrschule ist hervorzuheben, da ich mich darin besonders gut aufgehoben gefühlt habe. Mit GT Sport setze ich mich zum ersten Mal intensiv mit einer Rennsimulation auseinander und da habe ich so eine Fahrschule dringend nötig. Over- und Understeering, Apex, wann Brake oder Throttle bei Kurven: Nach diesen Lektionen kann ich behaupten, dass mein Fahrverständnis abseits des normalen Straßenverkehrs zugenommen hat. Die Beschreibungen der Aufgaben sind klar verständlich und schnell umgesetzt. Das Abschneiden in Bronze, Silber oder Gold motivierte mich zusätzlich mein Bestes zu geben. Alle paar Aufgaben gab es zufällige Fahrzeuge geschenkt und nach einer sehr harten Abschlussprüfung setzten die erwarteten Rennen ein. Während der Missionen wird man in alle Fahrzeugklassen eingeführt von denen es wie angekündigt mehrere gibt: N100-N1000 (die Zahl entspricht der PS-Stärke der Fahrzeuge), (GT-)3 und 4 bilden hierbei die Regel. Die Vision GT Klasse erinnern mich eher an Austellungsfahrzeuge von Messen als solche, die auf soliden Rennstrecken bewegt werden wollen. Sofern man nicht bereits über Fahrzeuge der Klassen verfügt muss man zur Qualifizierung der Missionen schnell in den Store und sich einen Flitzer aussuchen. Hier im Livery Editor verlor ich mich häufiger beim designen der Lackierungen meiner neuen Fahrzeuge. Auch hier: wer diese nicht hochlädt kann die eigens entworfenen Designs nicht sichern und benutzen. Nach den Missionen geht es ans Meistern der verschiedenen Strecken, knapp zwei Dutzend an der Zahl, bei denen es ausschließlich um das zeitliche Abschneiden geht. All dies erfordert je nach Expertise bereits viele Stunden Spielzeit und ich benötigte auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad für die Driving School ca. 6 Stunden und die Missionen nochmal ungefähr das Doppelte (um überall mit Gold abzuschließen). Währenddessen sammelt man Mileage Points (MP) und Erfahrungspunkte, um Erfolge im Profil und einzelne Belohnungen in Form von Strecken oder Customization freizuschalten. Von den Preisgeldern und MP kann man sich dann seine (Traum-) Fahrzeuge aus den unterschiedlichen Showrooms erwerben. In der eigenen Garage fügt man dann alles zusammen und wählt das jeweils aktive Standardfahrzeug.

Den Sport-Bereich kann man als Player-versus-Player-Komponente (PvP-Mode) betrachten. Während man in offenen Spielen und unterschiedlichen Turnierformen um Prestige und Belohnungen fährt wird für das eigene Profil auf diverse Verhaltensmuster geachtet, welche dann in eine Wertung des Spielers eingehen. Pistensau oder Fahrschullehrer: Das Ziel ist die unterschiedlichen Fahrerstile zu trennen, so entsprechendes Klientel zusammenzuführen und für ein einzigartiges Erlebnis zu sorgen. Well done! Mit der Zeit habe ich feststellen können, dass der Sportsmanship und die Bemühungen für respektvolles und unfallfreies Fahren zugenommen haben (ebenso wie auch ich mich darum bemüht habe). Selten habe ich in Online-Spielen das Gefühl, dass je mehr ich mich bemühe auch die Gegen-/Mitspieler angenehmer oder besser wurden im Umgang - hier schon! Für solche Features ist die Notwendigkeit der permanenten Internet-Verbindung nachvollziehbar. Allerdings weder auf die Single-Player-Inhalte zugreifen zu können, sowohl im Arcade-Mode (dessen Inhalte erst Stück für Stück freigeschalten werden müssen) als auch in der Kampagne, haben mein Freiheitsgefühl enorm eingeschränkt; erst recht als ich während der Serverwartung keine Auswahl gefunden habe auf die ich Lust hatte. 

Gran Turismo Sport ist ein wunderschönes Spiel, die Grafik auf der Rennstrecke oder in den Showrooms lädt einen zum Erkunden und Träumen ein und wird gleichermaßen von einer guten, wenn auch kleinen, Auswahl an Songs begleitet. Letzteres ist mir vor allem in den schnellen Abläufen der Fahrschule aufgefallen, sei es durch den Abschluss oder das Neustarten eines Versuchs, wobei sich die akustische Untermalung sehr bald wiederholt hat. Zum einen empfinde ich die Physik der Fahrzeuge als sehr authentisch, gerade der schmale Grenzgang zwischen zu schnell in die Kurven fahren und das folgende Ausbrechen des Fahrzeugs oder die Rallye-Episoden; zum anderen ist das Gefühl der Fahrzeuge sehr statisch – gerade auf Strecken wie dem Nürburgring oder Offroad. Was Feinheiten wie Umwelteinflüsse betrifft so kann man in GT Sport nur voreingestellte Tageszeiten auswählen und wird nicht von plötzlichen Wetterumschwüngen oder wechselhaften Untergründen überrascht. Die teils echten teils fiktionalen Locations kommen in ebenfalls so geringer Anzahl daher, dass diese schnell abgefahren sind (sowohl in der Standard- als auch Reverse-Ausführung). Neben den vorher erwähnten kosmetischen Veränderungen der Fahrzeuge sind die Tuningoptionen dieses Mal limitiert, anders als in den vorherigen Teilen der Serie. Den Museen wie auch dem Sponsor TAG HEUER gewidmeten Anteilen habe ich nicht viel Aufmerksamkeit gezollt. Während des Reviews wurde ich sowohl von Spiel- oder Verbindungsabbrüchen verschont und das Spiel lief in flüssigen 60fps auf einer normalen PS4.

 

Fazit 7.5 aus 10 

Während ich von Anfang an das Gefühl hatte ein edles und puristisches Spiel zu spielen so finde ich doch, dass es für den Inhalt noch Luft nach oben gab. Das Spiel ist wunderschön und fühlt sich auch sehr erstklassig an, jedoch sind neben einem großartigen Multiplayer-Anteil die Optionen für einen Single-Player eher weniger Abwechslungsreich. Mit mehr Fahrzeugen, Tuning-Möglichkeiten (und Musik) und vor allem mehr Offline-Anteilen hätte man mehr aus GT Sport rausholen können - gerade für Einzelspieler. Es ermöglicht Anfängern einen klaren und soliden Einstieg in die Welt der Rennsimulationen, wird aber auf Langzeit gesehen nur Fans des Genres begeistern können.