Madden NFL 18 Test / Review

Das jährliche „Pigskin“ klopft dieses Jahr mit der Madden NFL 18 wieder an der Tür und EA Sports möchte mit einem brandneuen Story Modus frischen Wind in die Sache bringen. Ob dies ausreicht für eine erfolgreiche Madden Saison? 

Fangen wir direkt mit der größten Änderung in diesem Jahr an. Madden NFL 18 beinhaltet einen Story Modus: Longshot. Als fest stand, dass wir im Story Modus kein einziges Down in der NFL absolvieren werden war ich anfangs sehr skeptisch. Zum Glück wurde ich eines besseren belehrt und muss sagen, der Story Modus funktioniert und macht Spaß. EA hat bereits gesagt, dass es einem „interaktiven Film“ gleich kommen soll und dies ist auch gelungen. In den 3.5 Stunden Spielzeit gibt es Mini Games, Touch Football 7on7, Entscheidungen ala Telltale und normale Football Spiele zu absolvieren. Die Entscheidungen die ihr trefft, spiegelt sich in eurem Football IQ, Draft Grade und anderen Dingen wieder. EA hat es geschafft banale Dinge wie einen Safety im Pre-Snap zu identifizieren, das Personnel (bzw. das Package)  wahrzunehmen oder einen Spielzug wiederzugeben als interessante Gameplay Experience zu präsentieren. Beispiel: Ihr hört über das Headset im Helm: “Strong Right I Twins Flex Dagger X Dig Y Shallow Z Go” (am besten ohne Untertitel, das wäre ja fast schon cheaten) und müsst den Spielzug eurem Coach richtig wiedergeben. Mal schauen ob Ran NFL euch genügend vorbereitet hat oder ob ihr vielleicht doch besser auf den NFL Gamepass wechseln solltet. 

Die Story dreht sich um Quaterback Devin Wade und seinem besten Freund Colton Cruise, der die Rolle seines Go-to-Guy Wide Receiver übernimmt. Beide stammen aus Texas und jeder weiß, dass es wahrscheinlich keinen besseren Ort für eine Football Story geben kann, da in Texas American Football eigentlich schon als Religion gesehen wird. Die beiden kennen sich seit frühster Kindheit und spielten zusammen in der High School und College Football in der University of Texas (*chant* Hook Em´ Horns). Es ist schön zu sehen, dass die Longhorns aus Texas und die University of Oregon (Ducks) im Spiel lizensiert vertreten sind, wenn auch nur kurz. Dies gibt dem Ganzen aber eine schöne Authentizität. Die Geschichte geht darum wie ihr als Devin Wade den Sprung in die NFL versucht zu schaffen, obwohl ihr in eurem Freshmen Year aus UT gequittet seid. Darum auch der Name „Longshot“. Longshot stellt dabei eine Gameshow dar, in der ihr versucht verschiedene NFL Scouts von eurem Talent zu überzeugen und trotz der schwierigen Vergangenheit im Draft gepickt zu werden. Im Storymodus wird sehr viel mit Flashbacks gearbeitet, wie zum Beispiel ein Rückblick auf euer erstes Spiel in der High School. Es gibt einige Dinge die extrem cheesy sind, wie zum Beispiel das ihr als Backup QB den verletzten Starting QB im Spiel ersetzen müsst und natürlich eine Tom Brady Performance hinlegt. Außerdem ist die Story durchweg durchschaubar und eigentlich sieht man schon von einer Meile entfernt wo alles hinführen soll (die Betonung liegt hier auf soll, denn es gibt mehrere Enden in Longshot!), trotzdem sind die Rollen von Devin Wade, Colton Cruise und einigen Gastauftritten die ich nicht spoilern möchte, durchweg interessant und mitreißend. Im zentralen Blickpunkt steht hierbei nicht unbedingt nur was auf dem Feld passiert, sondern auch was neben dem Feld abläuft. 

Insgesamt ist Longshot zu empfehlen und die Story um Devin Wade und seiner Football Karriere hat mich bis zum Ende hin interessiert. Dies liegt auch am gut geschriebenen Script und der guten Motion Capture Performance der Darsteller. Ich bin gespannt wie und ob es weiter geht. Ich hoffe es, denn ich möchte Devin Wade weiterbringen und eines Tages sein Gesicht in Canton (Ohio) betrachten können, auch wenn es nur virtuell ist. Hier könnt ihr euch übrigens die ersten 20 Minuten von Longshot anschauen.

Leider hat EA in anderen Bereichen von Madden NFL 18 nicht so viele Ressourcen reingesteckt wie in Longshot. Skill Trainer, Madden Ultimate Team und Franchise Mode kehren zurück, allerdings mit sehr wenigen Veränderungen. Die größte Veränderung gibt es bei MUT. Ein neuer 3on3 online Co-Op Modus (MUT Squads) wird dieses Jahr geboten, in dem jeweils einer als Head Coach, einer als Offense Coordinator und der dritte als Defense Coordinator agiert. Der Modus macht Spaß, allerdings nur wenn man mit zwei anderen Gleichgesinnten spielt oder direkt zwei Freunde mit an den Start bringt. Weitergehend wurde ein XP Level System in MUT eingeführt, welches allerdings nicht viel im eigentlichen Sinne des MUT verändert. 

Da der Superstar Mode gestrichen wurde, steht der Franchise Mode nun als alleiniger Single Player Modus - welcher allerdings so gut wie keinerlei Änderung gesehen hat. Eine bemerkbare Änderung dabei ist, dass ihr ein Draft Board für eure Draft Prospects erstellen könnt. Dies ist aber leider schlechter aufgebaut als das normale Fantasy Football Draft Board. Schade ist auch, dass verletzte Spieler im Franchise Mode vorprogrammiert sind, sobald ein Spiel simuliert wird. Komischerweise trifft es auch immer nur Leistungsträger des Teams und komischerweise sind alle immer mindestens 6 Wochen verletzt. Natürlich sind Verletzungen häufig in der NFL aber immer direkt die Leistungsträger und immer direkt für fast die ganze Saison? Leider etwas nervig. Hoffentlich wird dafür wie im Vorgänger ein Patch herausgebracht. 

Kommen wir zum eigentlichen Gameplay und der Präsentation. NFL Madden 18 hat dieses Jahr den Sprung zur Frostbite Engine vollführt und dies sieht man deutlich. Player Models (mit Helm) und Coaches sehen sehr, sehr, sehr gut aus. Vor allem die Star Player und Coaches der Liga. Außerdem sieht man weitere neue Details die im echten Leben ebenfalls sichtbar sind, wie zum Beispiel die reflektierende Sonne von einem Helm. Im Gameplay ist die Änderung zur Frostbite Enginge nicht auf den ersten Blick sichtbar, allerdings läuft alles ein wenig smoother und besser als letztes Jahr. Sehr selten allerdings sehen wir immer noch einige Spieler wie Bowling Pins „rumfliegen“. In der Kommentatoren Box sitzen dieses Jahr wieder Brandon Gaudin und Charles Davis. Beide haben immer noch eine passende Chemie miteinander und manche Konversationspunkte sind wirklich sehr glaubhaft und manchmal sogar lustig. Allerdings ist dies nur ca. 20% der Zeit der Fall. Die restlichen 80% sind die same old, same old Lines (oft die Selben wie im letztes Jahr) die sich immer und immer wiederholen. Ja verdammt nochmal – ich habe verstanden, dass Andrew Luck in seinem Senior High School Jahr Valedictorian war. Das Gameplay hat sich für den Laien kaum verändert. Für den Hardcore Fan allerdings schon. Madden NFL 18 gibt euch die Möglichkeit zwischen drei verschiedenen Playstyles zu wählen. Arcade, Simulation und Competitive. Arcade Style soll mehr „What a play“ bzw. “What the F….” (in positiver Sicht) Momente schaffen. Die AI ist hier etwas nachsichtiger mit euch, Verletzungen gibt es nicht und Strafen sind extrem selten. Simulation Style gibt eine authentische NFL Erfahrung, welche eure Stick Skills und Player Ratings stark mit einbeziehen. Auf dem Markt des eSports ist der Competitive Style ausgerichtet, da hier einzig und allein eure puren Stick Skills zählen – Ice up son, Ice up!

Für den Hardcore Fan wurden auch Dinge geändert wie zum Beispiel, dass ihr den Release eures WRs wählen könnt wenn ein DB im Bump and Run steht. Außerdem wurde das neue Target Passing hinzugefügt. Hierbei soll man die Möglichkeit haben den Ball an jeden Spot zu setzten, um noch schärfere Pässe in die jeweiligen Windows setzen zu können. Leider ist die Implementierung so frustrierend, dass man lieber beim alten Passen des Balls bleibt. L2 startet das Target Passing, welches ein steuerbares Icon hervorbringt zu dem geworfen wird. Dieses Icon benötigt allerdings den linken Stick, infolgedessen wird also euer QB unbeweglich in der Pocket stehen bleiben müssen. Dies ist ein riesen Nachteil und bringt oftmals mehr Probleme mit sich. Ich fühlte mich mehr wie Johnny Manziel anstelle von Peyton Manning. Wenn der sehr gute Story Modus euch nicht ausreicht, kann der Rest immer noch mit dem gutem Gameplay überzeugen. 

 

Fazit 8.0 aus 10

Longshot ist eine Bereicherung für die komplette Franchise, allerdings fühlt es sich in anderen Aspekten eher nach Madden 17.5 an. Nichtsdestotrotz ist es ein gelungenes Spiel welches für alle Football Liebhaber wie auch Football Neulinge zu empfehlen ist.