The Evil Within 2 Test / Review

Mit The Evil Within 2 hat Bethesda nicht nur einen Schocker, sondern auch eine Fortsetzung zum erfolgreichen ersten Teil herausgebracht. Kann jedoch die Fortsetzung in meinen Augen mit diesem Erfolg mithalten? 

Sebastian Castellanos ist ein gescheiterter Mann. Sowohl im Beruf als auch als Familienmensch hat der ehemalige Polizist, Ehemann und Vater alles verloren. Seine Frau ist verschwunden und seine Tochter kommt bei einem schrecklichen Feuer ums Leben. Dieses Ereignis stellt den Einstieg in die Story dar. Zeitsprung. Viele Jahre später geht es in einer heruntergekommenen Kneipe weiter. Sebastian erwacht aus einem Albtraum und erblickt ihm gegenüber sitzend Juli Kidman (Diese war bereits im ersten Teil mit von der Partie).  Mobius braucht seine Hilfe, um die verstorben geglaubte Tochter zu retten. Was verständlicherweise schwer zu verdauen ist und Sebastian zu Mangel an Kooperationsbereitschaft zwingt, hindert Kidman und die mächtige Organisation Mobius nicht daran ihn zu überwältigen und zu entführen.  In einen Rollstuhl gefesselt geht es weiter in den Hallen der Entführer, die an die Agenten (schwarze Anzüge, schlichte und ebenfalls schwarze Sonnenbrillen, alle ähnlicher Haarschnitt) aus der Matrix-Trilogie erinnern. Wider seinen Willen wird er an das STEM-Netzwerk angeschlossen und eher dürftig überzeugt von Kidman zur Mithilfe überredet. Vor allem den bereits im Netzwerk befindlichen Mobius-Agents soll er offen und unterstützend entgegentreten. „In eine Badewanne“ eingetaucht wird Castellanos angeschlossen. Nach einem harten (imaginären) Fall und den ersten Psycho-Spielchen findet man sich in seinem (ehemaligen Polizei-) Büro wieder und von hier nimmt die verrückte Geschichte ihren Lauf. Und die ist der blanke Wahnsinn! Nicht nur der Verlauf und Darstellung davon, sondern genauso die Qualität ist einfach mitreißend. Auch wenn das Ziel von Anfang an klar ist so hatte ich keine Vorstellung davon wie viele De-Touren die Story entwickeln würde. Gespickt mit einigen wenigen aber anspruchsvollen Rätseln und Abzweigungen, deren Entscheidung den groben Verlauf jedoch nicht beeinflussen, bietet das Spiel nicht nur Horror und Action. Der erste Durchgang auf dem Schwierigkeitsgrade Survival benötigte etwas über 18 Stunden. 

Das Level-Design gestaltet sich ebenfalls unterschiedlich. Die meiste Zeit ist man in der zerfallenden Stadt Union unterwegs die sich von Kapitel zu Kapitel verändert und mehr und mehr auseinanderbricht, verbunden durch „The Marrows“, einer Art Untergrund/Kanalisation. Während manche Kapitel linear und kürzer sind haben andere einen Hauch von Open-World. Side-Missions, wie das Retten von Mobius-Agents oder Freischalten von sonst verschlossenen Kisten, erfordern die Rückkehr zu bereits absolvierten Abschnitten. Dazu sind eine ordentliche Anzahl an Spiegeln (zur Rückkehr in Sebastians Office) verteilt. An Safe-Houses und Auto-Saves mangelt es nicht und somit sind Tode definitiv zu verkraften, auch wenn man seinen Fortschritt nicht an jedem „Speichergerät“ absichert. Ressourcen und Beute sind weit verteilt und werden nach größeren Ereignissen sogar erneut in der Welt auffindbar. Zusätzliche Waffen können entdeckt oder bei Missionen freigeschalten werden. Im ersten Durchlauf habe ich nicht alle gefunden und habe dies nicht als Nachteil empfunden, wenngleich andere Waffen der gleichen Gruppe effektiver waren. Das Erkunden der Welt ist kritisch fürs Überleben, denn Munition ist Mangelware und sofern man keine Taschen findet nur begrenzt mitzunehmen. Crafting ist zwar auch unterwegs möglich doch wesentlich teurer. Sammelstücke sind zahlreich vorhanden, auch das ein oder andere Easter Egg. Es gibt wieder das grüne Gel und Keys für Spinde, um Sebastian im Büro zu verbessern und zusätzliche Munition oder Ressourcen abgreifen zu können. Und das ist bitter nötig. Das Upgraden von Sebastian findet wie im ersten Teil in den OP-Stühlen statt und ist in verschiedene Kategorien unterteilt: Combat, Health, Athletic, Regeneration und Stealth. Mit dem grünen Gel führt ihr die Upgrades durch und mit dem rotem schaltet ihr weitere Bereiche frei. Letztere werden immer teurer. In einem Durchlauf findet man nicht genug, um alles zu aktivieren aber es reicht definitiv aus, um sich das Überleben leichter zu gestalten. 

Das klingt aber leichter gesagt als getan. Die übersichtliche Anzahl an Gegnertypen heißt nicht, dass es wenige sind. Überall stößt man auf Monstrositäten die man aber dank der hervorragend-akustischen Untermalung rechtzeitig wahrnehmen kann. Ob es stöhnt, kriecht, schreit oder auf einen zustürmt:  Wer ein gutes Gehör hat wird von Tango Gameworks guter Arbeit in dieser Hinsicht gut vorbereitet. Die Gegner, Minibosse und Bosse sind in ihrer Mechanik keine Neuerfindung und doch erfrischend und herausfordernd. Vor allem nicht so frustrierend wie im ersten Teil, sofern ein Gegner keinen One-Hit-Kill darstellt. Anfangs ging bei mir Spielzeit durch zahlreiche Tode (38 in-Total) drauf. Einfachste Kontrahenten führten schnell zum Tod bis ich die Steuerung verinnerlicht und Taktiken ausgearbeitet hatte. Dabei war Schleichen ein großer Teil davon, begünstigt durch ein Symbol (ein Auge das den Entdeckungsstatus widerspiegelt). Aber auch das Close-(Quarter-)Combat gestaltete sich knifflig (durch die nahe 3rd Person) und doch machbar. Manchmal endete eine Animation durch eine Attacke genau im Angriff eines zweiten Gegners und dieser „Stunlock“ tötete mich. Andererseits konnte man mit Hinterhalten um die Ecke gezielt mehrere Widersacher beseitigen. Durch Upgrades und gut reagierte Ausweichmanöver kann man mit dem blanken Kampfmesser Munition sparen - wenn man will. Definitiv eine weitere Stärke des Spiels. Doch Vorsicht: Nicht jedes Monster liefert Hinweise ob man kritisch oder überhaupt getroffen hat.

Die Charaktere werden eingeführt und aufgebaut, jedoch auf sehr schlichte und oberflächliche Art und Weise. Trotzdem sind mir die Castellanos Lily, Myra und vor allem Sebastian ans Herz gewachsen, wodurch ich jedes Kapitel gespannt verfolgt habe. Ich konnte nicht erwarten zu erfahren wie es denn weitergehen soll, doch das was übrig bleibt hat einen etwas klischeehaften Beigeschmack. Die Zwischensequenzen haben dabei einen wichtigen Teil geleistet. Kameraführung, Schnitte, Animationen und Texturen harmonieren ohne Grund zu klagen. Einzig der vermeintliche CEO von Mobius ist mir negativ aufgefallen. Seine Gestik und Bewegungen wirkten halbherzig und daher komisch. Die NPCs erfüllen ihren Zweck und verdienen (dort wo sie einen begleiteten) Lob! Diese kommen in einer Anzahl von fünf, gut verteilt auf zwei-drittel des Spielverlaufs, vor und dienen nicht nur als Quest Geber, sondern greifen in einigen Kämpfen auch ein. Weder blockiert die AI einen noch verpufft ihre Geschosse wirkungslos: Sie stoppen Zombies und bezwingen diese sogar tödlich. Sehr hilfreich! 

Neben all den spielerischen Inhalten liefert die Aufmachung ein rundes Bild ab: Effektvolle Nebelschwaden, schaurige Lichteffekte, Umgebungsgeräusche und eine imposante musikalische Begleitung sorgen für Gänsehaut pur und stets schwitzigen Händen. Die FPS waren konstant und keine Bugs oder Critical Errors traten auf meiner PS4 auf.

 

FAZIT 9.0 aus 10 

Mit The Evil Within haben sich Tango Gameworks eine hohe Messlatte gesetzt. The Evil Within 2 übertrifft diese und ist ein starker Titel mit solider Performance. Elemente aus Teil 1 wurden erfolgreich überarbeitet und fügen sich frustfrei ins Spielgeschehen ein. Da es weniger schrecklich ist als erwartet ist es sowohl für Horror Neulinge wie auch Liebhaber des Survival Horror Genres zu empfehlen. Persönlich bin ich durchweg begeistert und möchte am liebsten sofort in einen weiteren Durchgang starten. The Evil Within 2 ist ein rundes Paket, welches für zahlreiche intensive Momente gesorgt hat, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.