Farming Simulator 19 Test / Review

GIANTS Software bringt nach zweijähriger Schöpferphase die entsprechende Fortsetzung zum 2017er Titel. Mit FARMING SIMULATOR 19 findet eine detailverliebte Neuauflage ihren Weg auf heimische Konsolen und PCs von Fans großer Maschinen und schwerer Landarbeit. 

In diversen Fact Sheets haben die Macher bereits auf einen vergrößerten Fuhrpark schließen lassen. Nicht nur mehr Vehikel und Werkzeuge, sondern auch mehr Hersteller, unter anderen sehr bekannte wie John Deere, können vom Spieler per Lease oder Kauf zur eigenen Garage hinzugefügt werden.

Die Kombinationsmöglichkeiten sind unzählig und nur eine Frage des Geldes. Dieses wird durch komplexe Prozessketten eingefahren und kann zum Hauptteil aus reiner Landwirtschaft oder Tierzucht bestehen oder sogar eine Kombination von beidem sein. Und wer sich nicht zweiteilen kann wird sich über den neuen Multiplayer Modus freuen, der es mehreren Spielern, 16 auf PC, 6 auf Konsolen, ermöglicht eine Farm gemeinsam oder mehrere auszubauen und zum florieren zu bringen.

Das Spiel startet mit der Entscheidung über die Startsituation: Drei Modi standen zur Verfügung und sind der Expertise nach unterteilt. Für den direkten Einstieg oder als Neueinsteiger der New Player Mode mit kleiner Farm, wenigen Fahrzeugen und begrenzten Finanzen. Für Erfahrene, die einen kompletten Neustart wollen, gibt es mit dicker Finanzspritze und ohne jegliches Gerät den Farm-Manager. Und die "Hardcore"-Variante repräsentiert der dritte Modus: "Start from Scratch", indem er mit minimalen Finanzen und Gerät eröffnet und dazu einen härteren und dynamischeren Markt verspricht. Um sich nach entsprechender Pause wieder einzufinden gibt es ein aus sechs Kapiteln bestehendes Tutorial, welches die Basics abklappert. Die Felder zu bestellen, also pflügen, säen, düngen, von Unkraut befreien und ernten sind die typischen Schritte, sind einfach erklärt.

Die Spielfigur ist gestaltbar in sowohl Geschlecht als auch Bekleidung und Accessoires. Das klingt aber nach mehr als es letzten Endes ist. Und dann geht es über den bekannten Ladebildschirm mit einer Handvoll Informationen ins Spiel. Ich schrieb es bereits aber die Detailverliebtheit ist immens in Farming Simulator 19. Bereits die ersten Schritte auf mein Arbeitsgerät zu sind sehr schön. Auch die Vogelperspektive aufs Fahrzeug oder der "first person" Blickwinkel aus der Fahrerkabine sind hochdynamisch. Blinker, Tachometer, Hebel und Pedalen, alles reagiert auf Knopfdruck. Das Anfahren und der einsetzende Schub wirken auf das Fahrzeug und sein Cockpit. Die Bewegung der Reifen und das Auffahren auf Bordsteinkanten sind sehr realistisch. Mein persönliches Highlight ist der verformbare Untergrund und die hinterlassenen Spuren für, wie es mir scheint, den ganzen Spielstand hindurch. Wow! Auch die dynamische Wettergestaltung und -entwicklung ist eine Augenweide. Szenarien mit auf- oder untergehender Sonne oder Unwettern fühlen sich authentisch an und laden zum Screenshots machen ein. Der Grad an Realismus an den Fahrzeugen und Zubehör ist solange hoch wie man nicht ins Rasen verfällt. Denn dann zeigt sich sehr deutlich, dass es sich um eine Simulation handelt, wenn man anfängt mit Traktoren über Pkws zu springen oder Anhänger ohne weiteres verkanten oder gar auf die Seite und wieder zurück kippen.

Der Realismus setzt sich weniger stark bei den Tieren, welche die Welten von Farming Simulator 19 bewohnen, fort. Deren Bewegungsvielfalt begrenzt sich auf das Weiden und minimale Fortbewegung mit einer Ausnahme: den Pferden! Diese neue Spezies bringt neben den Hund das Pflegebedürfnis auf ein neues Level. Bevor wir dazu kommen noch zur Animation: Die Pferde (und auch der Hund als neuer Begleiter) sind weitestgehend gut animiert, egal welches Reittempo man wählt. Das ist auch notwendig, denn die hauseigenen Exemplare müssen täglich ausgeritten werden um den Wert für den Wiederverkauf zu steigern. Dieses Bedürfnis kommt zu der Versorgung mit Hafer, einer der neuen "Feldfrüchte", und dem üblichen Wasser hinzu.

Der Hund begleitet einen überall hin und kann mit einem Ballspiel bespaßt werden, meinerseits ein kaum genutztes Feature. Hühner, Schafe, Schweine und Kühe, auch wieder selbst zu transportieren oder gegen einen Obolus lieferbar, haben unterschiedliche und teils anspruchsvollere Notwendigkeiten und skalieren daher auch mit dem Gewinn. Wer Farming Simulator 17 nicht gespielt hat wird hier ein wenig experimentieren müssen, denn nicht alle Bedürfnisse müssen zur Fortpflanzung erfüllt sein, erhöhen aber die Geschwindigkeit und damit steigt dann auch der Ertrag.

Wo der Spieler seine Zuchttiere parkt ist dieses Mal komplett frei zu entscheiden. Denn auf den derzeitigen Startkarten sind die Areale über das Interface erwerbbar und danach individuell und nach Wunsch gestaltbar. Die Nordamerikanische wie auch Europäische "Welt" sind stilgerecht geformt und sobald einem entsprechendes Fleckchen Land gehört kann da weg und/oder drauf was das Spielerherz begehrt. Die Karten erscheinen natürlich und genau mit der richtigen Menge an Ortschaften, Objekten und Startfeldern bestückt. Die Auswahl und Platzierung funktionierten kinderleicht und einwandfrei. 

Das Menü selbst erfuhr eine Komplettüberholung und bietet eine wesentlich größere Karte und einen übersichtlicheren Shop. Und damit meine ich wirklich klar verständlich. Ein sehr starker Pluspunkt für mich. Während in Farming Simulator 17 sowohl die Unterteilung des Shops als auch das Auffinden von Informationen, zum Beispiel dem Status von Feldern und Früchten, gedrungen und plump wirkten, ist das neue Konzept durchdacht aufgebaut und dazu noch sehr harmonisch. Allerlei Informationen sind darin fein säuberlich unterteilt und aufgezeigt und der Shop bietet endlich das erwünschte Modelview-Feature. Dadurch sieht man das ausgewählte Vehikel und die entsprechenden Modifikationen vorm Kaufabschluss: Keine Fehlkäufe mehr!

Die Prozessketten wurden selbst nicht groß verändert und erfuhren nur eine erweiterte Auswahl der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge und Geräte. Neben bereits erwähntem Hafer gibt es nun auch Baumwolle als Verkaufsschlager. Aber auch Unkraut gesellt sich zum Spektrum dazu um das sich gekümmert werden muss. Witziger weise mit einer Zeitschaltuhr: wartet man zu lange so muss schwereres Geschütz aufgefahren werden. Wem das zu nervig ist der kann sich im Menü umsehen und sogar noch mehr Einstellungen als in Farming Simulator 17 vornehmen und verändern. Dadurch kann man in jeglichem Spielmodus individuell den Anspruch und Realismus beliebig einstellen.

Den Multiplayer haben wir auch antesten können und stellt sich kooperativ gespielt als sehr unterhaltsam heraus. Entweder arbeitet jeder vor sich hin oder man verteilt die Aufgaben untereinander und hat genug Zeit über Gott und die Welt zu reden. Die Verbindung war wunderbar stabil und durch die Aufgabenvielfalt kann man leicht das Zeitgefühl verlieren.

Mir persönlich hat der Freiheitsgrad in Platzierung und Gestaltung des angeeigneten Lands sehr gut gefallen und durch die wirklich zahlreiche Ausstattung des Shops hatte ich nie das gleiche Modell in meinen knapp 20 Stunden Spielzeit. GIANTS gab über 300 Fahrzeuge von mehr als 100 Herstellern an und - ich habe sie nicht gezählt - aber das haut sicherlich hin. Die Leistung des Spiels war ebenfalls sehr stabil und egal wie viel auf meinem Grundstück tuckerte und ackerte (Wortspiel beabsichtigt) erlebte ich keinen Einbruch der FPS auf meiner PS4 Pro. Auch das Modding, hinter dem eine große Community steht, wird von Anfang an durch GIANTS unterstützt und sogar erwünscht! 

 

Fazit 8.0 aus 10

Mit Farming Simulator 19 ist GIANTS eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger gelungen. Simulation-Fans werden mit Sicherheit unzählige Stunden in Felsbrunn, oder anderen von Usern kreierten Ländereien, verbringen können. Dank unterstützten Mods sollte es an Inhalt auf lange Sicht nicht mangeln. Ob alleine oder im neuen Multiplayer kann die Liebe zur Landwirtschaft und dazugehörigen schwerem Gerät ausgelebt werden. Wer den ein oder anderen Stolperstein am Rande verträgt kann auch als Genre-Neuling mit schönen Momenten beschenkt werden.