Fist of the North Star: Lost Paradise Test / Review

Aus dem Hause SEGA kommt mit FIST OF THE NORTH STAR: LOST PARADISE, eine Neuauflage des ursprünglichen Titels, der auf einem Manga der 80er Jahre basiert. Wir durften uns in die postapokalyptische Welt wagen und Kenshiro auf seiner Reise begleiten.

Lost Paradise wartet mit einer Welt auf die aus zwei Hauptteilen besteht: der Hauptstadt Eden und den darum befindlichen Wastelands. Während ersteres ausschließlich zu Fuß erkundet wird bedient man sich in letzterem einem modifizierbaren Buggy und hat ein wenig Mad Max-Geschmack im Mund. Abgesehen davon ist Lost Paradise weitestgehend vertont und mit einer originellen Story rund um die Rettung der Verlobten Kenshiros versehen - einem der stärksten Punkte. Zwar ist das Spiel kein Meisterwerk aber bereitete eine Menge Spaß, weil gerade die Charaktere und absurden Kämpfe gut gelungen sind.

Kenshiro, Meister des Hokuto Shinken, startet zu Beginn mit einem Rachefeldzug gegen den Kidnapper seiner Verlobten. Während er den Ersten von einer langen, langen, laaangen Reihe an Widersachern auf spektakuläre Art und Weise hinrichtet zeigt sich der definitiv amüsanteste Aspekt der Spiels: die Kämpfe samt Kampfsystem. Nach einem Tutorial und einigen Übungskämpfen ist die Fähigkeitenpalette sehr begrenzt, doch wächst diese im Laufe des Spiels und auch die Eingewöhnung plus Erlernen fällt einem bei den zahlreichen Mini- und Zwischenkämpfen leicht. Dabei wählt man zwischen direkten Schlägen, Kicks und Specialmoves und hat nebenbei das übliche Sprung, Ausweichen, Blocken. Hokuto Shinken selbst versteht die Kunst den Körper durch besondere Treffer von innen heraus zu zerstören und so explodieren im optimalen Fall erst die Köpfe und folgend die Körper. Das ganze hat eine stets witzige Wirkung, da die Darstellung der zerfetzen Gegner stilgertreu im Anime-Style stattfindet und selbst später im Spiel immer wieder neue Kombinationen zum Repertoire hinzukommen.

Ich selbst fand mich dabei wieder nicht alle Moves zu kennen bzw. anwenden zu können aber ein wenig veränderte sich doch meine Kampferfahrung dadurch - weniger allerdings als beim Blick auf die Fähigkeiten vermuten lässt. Nebenbei ist es auch nicht die einzige Disziplin die vorkommt aber die Einzige der sich der Spieler bedienen darf.

FIST OF THE NORTH STAR hat ein Rollenspiel-ähnliches System. Neben vier Fertigkeitsbäumen die durch Level-Ups, Minigames und Missions erhaltene Punkte freigeschalten werden, gibt es auch (wenige) Equipment-Slots und Destiny-Talismane. Letztere gibt es nach Begegnungen mit unbekannten Charakteren und müssen dann erst erstellt und können dann upgegraded werden. Dieses Paket ist auch sehr wichtig denn mit dem Fortschreiten des Spielverlaufs werden die Widersacher stärker und man selbst muss auf das Level von Kenshiro achten. So fand ich mich in einem der letzten Kapitel als Level 25er gegen 42er Gegner wieder...Und die haben es in sich.

Dank des dynamischen Kampfsystems ist kein Kampf gleich und alle gestalten sich sehr aktiv. Auch der Schwierigkeitsgrad hat eine entsprechende Auswirkung und so sah ich mich mit der Zeit immer häufiger scheitern. Hatte man zu einem Bosskampf eingewilligt so gab es kein Zurück mehr außer der letzte Speicherstand oder ein erneuter Versuch (mehrmaliges Scheitern bietet ein Heruntersetzen der Schwierigkeit). Damit will ich sagen: es ist schwer und wirklich nicht einsteigerfreundlich auf "normal". Nicht alle Bosskämpfe sind "gleich": einige bringen auch originelle Konzepte mit sich.

Die Kämpfe, wie auch weite Teile des Spiels, sind musikalisch unterlegt. Allerdings gibt es auch ganze Abschnitte ohne vertonten Text oder Musik (teilweise sogar in der Main-Story). Ebenso hat die Story zwei bis drei schwergängige Stellen vorzuweisen wo man von A zu B und wieder zurück laufen muss - mehrfach. Oder unspektakulär minutenlang durch die Wüste gurken muss.

Optisch ist das Spiel kein Hingucker. Zwar sind die überzeichneten Figuren stilecht wie aus im japanischen Originalcomic aber Animationen der Bekleidung oder Haare sind zu steif. Die Stadt Eben erinnerte mich etwa an industrielle Nachbildungen aus diversen Final Fantasy und auch die Wildlands sind unschön und fast leidenschaftslos dargeboten. In die Wildlands muss man mehrmals hinausfahren und Ressourcen sammeln oder kann auch Rennen fahren, welches nur eines von vielen Minispielen ist.

Mit den Minispielen punktet LOST PARADISE jedoch: mehr als eine Handvoll und das von eben erwähnten Rennspielen über Glücksspiele und Managertätigkeiten bis hin zu Rhythmisierungsaufgaben und Bartending sind vorhanden und ich hätte locker noch mehr Zeit mit dem Shake-Stir-Mixen oder der Verwaltung meines Nachtclub verbringen können (Alles gut bis auf die Racing-"Mechanik"...).

Die Einführung in die Minigames war jedoch seltenst optional, sodass das Pacing der Story dadurch auch negativ affektiert wurde. Etwas über 20 Stunden bis zum Finale der Handlung hat es gebraucht und währenddessen war die Performance der doch "eingestaubten" Grafik einwandfrei auf meiner PS4 Pro. 

 

Fazit 7.5 aus 10

Übermächtig wie der Hauptcharakter selbst wird die Geschichte mit Fäusten geschrieben und bietet neben einer durchschnittlichen Grafik-Performance ein interessantes Spektakel. Leider sind diese Punkte limitierend und auch die teils langsame Entwicklung neben den Sprüngen in der Schwierigkeit machen aus der Japanadaption eher einen Titel für Hardcore Fans des Mangas oder Action-Genres.