Just Cause 4 Test / Review

Im neuesten Teil der JUST CAUSE Serie stürzt sich Rico Rodriguez erneut in den Befreiungskampf und wer die bisherige Footage gesehen hat weiß, dass es stürmisch und wie immer explosiv hergehen wird. Von Avalanche Studios in der Avalanche Engine entwickelt gibt der Titel optisch schon einiges her und soll sein Markenzeichen der 'Sandbox-Action' realistisch präsentieren.

Dieser Kampf findet in Solís statt. Die Karte von Solis wirkt sehr groß wobei dies anhand der Supply Drops (dazu später mehr) und Mobility von Rico kein Problem darstellt. Auch Fast Travel steht optional zur Verfügung. Und das Erkunden ist durchaus sehr unterhaltsam. Aufgeteilt in vier Biome wechselt das Bild der Landschaft entsprechend des Verlaufes. Von dschungelhaften über kargen Wüsten bis hin zu verschneitem Gebirge wird man auch auf unterschiedliche Wetterszenarien und Panoramen stoßen. Die Inspiration wurde vor allem der Atacama-Wüste und den Anden entnommen und auch die Dörfer und städtischen Regionen passe  stilistisch hinein. So hat mir in Quya das erste Aufsteigen in einem Helikopter besonders gut gefallen, da der tropische Anblick den Wunsch nach Urlaub erweckte. Diese Regionen sind auch von Anfang an begehbar nur erfordert der Storyverlauf das Freischalten.

Und dieses Feature ist leider die erste Enttäuschung. So erkennt man auf der geöffneten Karte eine enorme Anzahl von Gebieten welche aneinander angrenzen und anfangs komplett von der gegnerischen Fraktion, die Blackhand, beherrscht werden. Was in der Erklärung erst noch nach Stellungskämpfen und zu kontrollierenden Truppen klingt ist im Endeffekt nichts komplizierteres als das Anhäufen von Chaos und das Auswählen der zu besetzenden Region. Fertig. Keine Planung der Trupps, sei es Ausrüstung, Bewaffnung, Positionierung oder Verhalten. Ebenfalls bleiben diese Freischaltungen permanent, sprich es gibt keine Rückeroberungsversuche oder ähnliches. Schade!

Die Blackhand, angeführt vom zu bekämpfenden Rival Gabriela Moralez, besitzt ein Arsenal an Truppentypen samt verschiedener Fahrzeuge wie zum Beispiel Drohnen. Jedoch kann einem nichts wirklich das Wasser reichen. Zu Beginn des Spiels bin ich zwar noch einige Male gestorben aber sobald man die Steuerung verinnerlicht hat und Ausweichmanöver anzuwenden vermag kann man unter schwerem Beschuss relativ schnell genesen und sich zurück ins Feuergefecht stürzen. Zwar sind die Gegner in Aufkommen und Kombination unterschiedlich aber auch das stellt keine wirklichen Schwierigkeiten dar. Auch die Vehikel sind leicht außer Gefecht gesetzt oder ohne weiteres besetzt und unter die eigene Kontrolle gebracht. Das alles dank.....

... dem Grapple Hook. Ein Greifhaken der Objekte verbindet und sie mit Tools ausstatten kann. Ballons, die alles in die Luft heben können; Jets, die logischerweise beschleunigen und Ropes die zum Beispiel ein Fahrzeug im Boden oder an anderen Objekten/Fahrzeuge binden und halten. Diese werden im Menü mit Verhaltensweisen oder Intensitäten programmiert. So kombiniert kann man im Spiel schnell zwischen einem von drei Programmen wechseln und dann folgen zum Beispiel an Ballons hängende explosive Objekte Rico in bestimmten Abstand oder Höhe. Ich selber habe mich am meisten mit den Ballons durchgesetzt und habe dieses Tool als am bewährtesten empfunden. Im chaotischen Feuergefecht waren die Rockets schwer zu kontrollieren und die Seile nicht wirklich effektiv in der Bekämpfung. Aber dennoch haben alle Modi zu so manch witziger Situation geführt und die Fähigkeiten der Engine gezeigt. Das Ausprobieren sei definitiv nahegelegt! Kurz angesprochen ergänzen sich Grappling Hook und Wingsuit/Parachute hervorragend um Distanzen zu überbrücken oder höhere Stellen zu erreichen, somit können große Gaps schnell geschlossen und die Karte gut überquert werden. Das funktioniert wirklich gut und fühlt sich zudem flüssig und natürlich an. Vor allem zu Beginn sehr spannend wenn die Karte unbekannt und die begrenzte Fasttravel-Option auf Cooldown ist.

Ebenfalls Bestandteil der Sandbox-Action ist der Supply-Drop: Stellt euch das vor wie einen Lieferservice mit einem riesigen Sortiment an Waffen und Fahrzeugen. Die Waffen haben dieses Mal nicht nur eine Art zu schießen, sondern besitzen ebenfalls eine alternative Feueroption. Ihr ordert und sofortig kommt im military-style ein Cargo-Flugzeug und schmeißt euch den angeforderten Gegenstand platziert vor eure Füsse. Von Zweirädern bis zu eigenen Flugzeugen wie auch allseits bekannte Waffen bis hin zu futuristischen Waffen ist alles dabei. Zwar habe ich den ein oder anderen fahrbaren Untersatz im Spiel gesehen aber die kommen wirklich nicht so häufig vor. Daher ist dieses Feature anfangs zumindest ein Garant für Kurzweil und die verschiedenen Inhalte der Supply Drops sind durch erschließen der Region freizuschalten - ziemlich simpel und erschwinglich also.

Kommen wir zur Story. Neben dem Mainmission-Strang gibt es Sidemissions zu den im Spiel anzutreffenden Charakteren. Während die noch etwas Abwechslung bieten hatte ich bei den Hauptaufgaben häufig einen wiederholenden Charakter festgestellt und das obwohl das Spiel so viele Freiheiten bietet. Und das bestätigt meine Befürchtungen die ich im Vorfeld hatte, dass der Schwerpunkt auf Spielmechanik und Engine liegt. Zwar sind die Cutscenes angenehm anzusehen und gut platziert und auch die Charaktere wirken sympathisch, aber auch diese Aspekte geben der sehr linearen Geschichte und dem zu antizipierenden Ende kaum Mehrwert.

Der wichtigste und kurioseste Bestandteil kam ebenfalls viel zu kurz und fühlte sich unausgereift an: Der Tornado, der vom anzutreffenden Bösewicht kontrolliert wird, und an einigen wenigen Stellen bzw Missionen auftritt war den Aufruhr nicht wert. So flogen Objekte nicht wie zu erwarten durch die Gegend und auch mit Rico hineinzufliegen war alles andere als lustig.

Unterm Strich bietet JUST CAUSE 4 in blockbusterlastigen Zeiten wie diesen eine schwache Konkurrenz. Ich gebe zu, dass ich viel Spaß mit den zur Verfügung stehenden Tools und Supply Drops hatte. Wer aber generell nicht viel mit Exploration und linearen Storytelling anfangen kann wird hier Motivation förmlich suchen müssen. 

 

Fazit 7.5 aus 10 

JUST CAUSE 4 liefert mit einer großen, detailverliebten Karte und einem noch größeren Waffenarsenal eine Plattform für destruktive Geister. Jedoch mangelt es an Innovation und Spieltiefe und wird nur eingefleischten Fans die gerne die Engine ausprobieren und ans Limit führen gerecht. Der Titel kann neuen Spielern durchaus Spaß bereiten jedoch mit der Gefahr, dass die Motivation recht bald nachlassen könnte.