Knack 2 Test/Review

Mit Knack 2 geht einer der ersten Titel für die PS4 in die nächste Runde. Der Exklusiv-Titel setzt mit der Story zeitlich später ein, baut aber nicht unmittelbar auf dem Vorgänger auf. Knack – das K ist stumm – ist der Held und unser Protagonist. Seine grundlegende Fähigkeit ist es sich bestimmte Relikte oder Elemente aus der Umgebung einzuverleiben und dadurch an Größe und Stärke zu gewinnen. Das Action-Adventure verfügt über keine freie Kameraführung und  dieses fällt als erstes auf. In den ersten Minuten ist es gewöhnungsbedürftig aber schnell hat man sich mit der Kameraperspektive abgefunden. Im Spielverlauf ist dies bis auf einige wenige Stellen gut gelöst und gleichzeitig auch nicht zu einfach gestaltet um die Sammlerstücke zu entdecken. Am häufigsten ist die fixierte „Stadionkamera“ anzutreffen sowohl in den Bosskämpfen als auch größeren Arealen. Die Level sind so gestaltet, dass es eine lineare Architektur gibt. Man kann sich auf der Suche nach versteckten Truhen und anderem auf begeben, aber auch weite Wege zurücklaufen. Alternative Pfade sind nicht vorhanden und so hat es sich herausgestellt, dass die vielen Abzweigungen direkt zu Ressourcen und Truhen in einer Sackgasse führen. Die Story findet in unterschiedlichen Bereichen der Welt statt und die Designs sind sehr unterschiedlich und lebendig angehaucht. Ob Dschungel, Berge oder Höhlen erfreut sich das Auge über farbenfrohe Kulissen. Das Leveldesign hat mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt oder kalt gelassen – ganz im Gegenteil.

Der Hauptteil des Spiels besteht ganz dem Genre mäßig aus Jump’n’Run und Echtzeit-Kämpfen. Vereinzelt treten QTE-Sequenzen auf welche nichts neues mit sich bringen und leicht zu bewältigen sind. Die bei Zeiten eingestreuten „Rätsel“ sind so leicht, dass man sie eigentlich anders bezeichnen müsste. Abwechslung bieten zwei Level die ihr in einem Gefährt absolviert und mit Blick aus dem Cockpit steuert. Im Verlauf des Spiels kämpft man mit Faustschlägen, Tritten und Luftattacken. Mit fortschreitender Geschichte lernt man dazu aber nicht nur neue Fertigkeiten sondern kann diese auch aufwerten. Dahinter steckt keine besondere Mechanik sondern das weiter-schneller-stärker Prinzip: Auf einem Fähigkeitenbrett investiert ihr die durch besiegte Gegner verdienten Erfahrungspunkte und Aufwertungspunkte, die Segment für Segment freigeschalten werden müssen. Die Fähigkeiten selbst sind sehr dynamisch und fließend kombinierbar und ermöglichen vielfache Herangehensweisen an Gegnertypen und –gruppen. Selten fand ich mich in einem „Stunlock“ bei einer größeren Anzahl an Widersachern auf engsten Raum wieder. Der Kampf gewann an Spaß je mehr Tricks oder Techniken ich freigeschalten hatte und auch die schwersten Gegner waren nach wenigen Versuchen schnell besiegt. Vereinzelt trifft man neben kleinen, gelben Kristallen (Schutzschild-Funktion) auf einen riesigen, fast schon orange-leuchtenden, welcher einen „Overdrive“ auslöst und Euch für circa 12 Sekunden unaufhaltbar machen (könnt Ihr euch wie den Stern im klassischen Super Mario vorstellen). Dafür findet Ihr ebenfalls Fähigkeiten (die ersten sehr einfach und andere später gut versteckt, fünf an der Zahl): wie riesige Schwerter, einen Maschinengewehr-ähnliche, kleine Wirbelstürme beim Schlagen auslösen und einige mehr. Ein Heidenspaß in dieser kurzen Zeit „auszurasten“ und massenweise Gegner zu verhauen. Aber auch ohne diese Superkristalle gibt es Sequenzen in denen Knack zu einer stattlichen Größe heranwachsen kann und dann geht es richtig ab. Hier habe ich am meisten Spaß empfunden und wünsche es hätte mehr gegeben und das schon im frühen Spielverlauf. 

Neben der direkten Verbesserung von Knack findet man in versteckten Truhen Bauteile von Apparaten die bei Komplettierung aktiviert werden können. Diese sind nicht begrenzt (gibt aber nur eine Handvoll) und können gleichzeitig auf das Spielgeschehen wirken: zum Beispiel eine Schutzengelfunktion mit Abklingzeit, Umwandler von Schild (wenn voll) zu Punkten, einen Kombozähler, Anzeiger für nahe Truhen und ein paar mehr. Durchaus nützlich und doch kein Nachteil diese nicht zu haben. Eine weitere nette Funktion ist es das Aussehen von Knack dauerhaft zu verändern. Dazu müsst ihr mindestens eines von drei Sets vervollständigen die ebenfalls in den Truhen zu finden sind. 

Zur Auswahl stehen von Anfang an vier Schwierigkeitsgrade: Leicht, Normal, Schwer und Sehr Schwer. Auf Schwer habe ich im ersten Durchgang knapp 13 Stunden gebraucht. Nahezu alle Bosskämpfe sind aber schnell verständlich zu meistern und das weitestgehend im ersten Versuch. Mit unzähligen Checkpoints und Autospeichern ausgestattet werden auch Adventure-Unerfahrene stetig vorwärts kommen. Die Story ist kein Hollywood-Blockbuster aber auch nicht schlecht. Mit Wendungen versehen habe ich mich häufiger in der Annahme ertappt das jetzt wohl das letzte Level kommen muss und konnte so erfreulicherweise doch mehr spielen. Die Charaktere sind gut animiert und die Vertonung ist authentisch aber auch hier keine weltenbewegende Leistung. Selten witzig fehlt es der Story einfach an Tiefe und Knack ist einfach.....einfach. Keine schurkenhaften oder ehrlosen, feigen Charakterzüge: Der Freund der immer...vor dir steht und alles für dich (Lucas) macht. Ich wünschte Knack wäre als Charakter mehr im Mittelpunkt gestanden als nur stets die Pfeilspitze zu sein.

Es gibt reichliche Zwischensequenzen, die einem jegliche Ladezeiten ersparen können. Aber auch beim Überspringen sind diese nicht weiter lang. Die akustische Untermalung ist gelungen und auch die teilweise repetitive Musik habe ich nicht als nervig empfunden. Die Steuerung ist typischer Standard und auch die L/R Tasten haben eine sinnige Funktion erhalten.  Das Review fand auf einer normalen PlayStation 4 statt und hat in 99% der Fälle stabile FPS gehabt. Es gab keine Spielabbrüche, Glitches oder Bugs (grafisch wie auch technisch). 

Neben der Möglichkeit Solo zu spielen gibt es auch eine Koop-Funktion die ich allerdings nicht ausgetestet habe. Hat man das Spiel gemeistert kann man sich in ein Neues-Spiel-Plus stürzen oder gezielt Level auf der Weltkarte aussuchen. Da gibt es bestimmte Bedingungen (Punkte, Zeit, etc) zu erfüllen um Tokens zu verdienen. Für den schnellen Spaß gibt es Zeit- und Arena-Herausforderungen. Dabei werden kleine Abschnitte aus der Story mit Gegner und Kreisen versehen welche die Zeit einfrieren oder euch beschleunigen. In der Arena...nun ja...kämpft Ihr auf Leben und Tod (und Punkte). Letzteres leider nur bis zu 90 Sekunden und mit Gegnern in fester Reihenfolge. Ich könnte mir ein randomisiertes Gegneraufkommen in Wellen durchaus witzig vorstellen, da mir das Kampfsystem so viel Spaß gemacht hat. In dem New-Game-Plus kann man neben den Fertigkeiten und maximalen Schaden noch alle Apparate und Truhen sammeln und natürlich die drei verschiedenen Kostüme von Knack in Action sehen.  Aber auch diese Zusätze werden mich nicht langfristig binden können außer der Koop-Modus funktioniert fehlerfrei und unkompliziert (wiederum: nicht angetestet).

 

Fazit 7.5 aus 10  

Mit mehr als zehn Stunden Story und doppelt so viel durch Neues-Spiel-Plus (und mehr: Herausforderungen) ist Japan Studio ein ordentlicher Ableger gelungen. Für Fans dieses Genres definitiv eine Empfehlung; für alle anderen kommt für 39,99 Euro ein komplett fertiges Spiel mit eigenem Charme und solider Performance. Ich habe das Spiel genossen, vor allem auch wegen ausbleibender Mängel und der runden Steuerung. In diesem Stil muss ich allerdings keine Fortsetzung haben. Außer das Storytelling, die Charakter und die Präsentation werden multidimensionaler und packender.