Madden NFL 19 Test / Review

Madden NFL 19 könnte man als Gegenteil zum letzten Teil der Franchise sehen. Letztes Jahr wurden mehr Ressourcen in den neuen Story Modus „Longshot“ reingesteckt und das Gameplay etwas vernachlässigt. Dieses Jahr ist es genau umgekehrt: Madden NFL legt Wert worauf es ankommt und zwar auf das Gameplay auf dem Rasen. Das zweite Kapitel zu „Longshot“ fällt leider unten durch, jedoch erhalten der Franchise Mode wie auch Madden Ultimate Team feine Neuerungen.

Lasst uns das Schlechteste des Sportspiels erstmal aus dem Weg schaffen, bevor wir zu den wirklich sehr guten Änderungen kommen. Das zweite Kapitel des Story Modus, dieses Jahr mit dem Titel „Longshot Homecoming“, grenzt nahtlos an die Geschichte von Devin Wade und Colton Cruise an. Devin versucht weiterhin einen Roster-Spot in der NFL zu erhalten und Colton versucht entweder einen Fuß in die NFL oder ins Showbusiness zu setzen. Die Geschichte soll weiterhin mehr wie ein interaktiver Film wirken, jedoch fumbled der Modus mehr als ein Mal. Das erste Kapitel, also Longshot in Madden NFL 18, sollte eigentlich Bedeutung besitzen, da wir mehrere Dialogoptionen im Laufe der Story und mehrere Enden besaßen. Dieses Mal ist es leider ganz anders. Devin ist nun bei den Dallas Cowboys im Training Camp, egal wie eure vorherige Story ausging. Alles was wir vorher erlebt bzw. erreicht hatten fühlt sich bedeutungslos an. Die Story im neuen Longshot Homecoming ist sowas von clichehaft, dass wirklich extrem viele Dinge absehbar sind und das Skript nur so durchzogen ist von One-Linern, die aus schlechten Football Filmen stammen. Neben sehr unrealistischen Szenarien (ich spoiler es jetzt nicht aber falls ihr den Modus spielt, werdet ihr sehen was ich meine) kommen sogar lästige Bugs hinzu,welche die ganze Geschichte noch gezwungener vorkommen lassen. Beispiel: Vorletzter Drive mit Devin und ich erhöhe den Score auf 38:24. Nach der nächsten Cut-Scene ist es der letzte Drive des Spiels und auf einmal liege ich 34:38 hinten. Wie? Wie zur Hölle soll sowas bitte passieren? Die insgesamt drei Stunden waren es absolut nicht wert und ich werde das Gefühlt nicht los, dass EA eine große Chance liegen gelassen hat.

Puh … zum Glück haben wir die negativen Aspekte aus dem Weg geschafft und nun kann ich mit Freude berichten, dass EA auf dem Platz im positiven Sinne einen drauf gelegt hat. Bevor wir über die verschiedenen Modi sprechen, lasst uns erst über das neue Gameplay berichten. Die Änderungen sind nicht auf Anhieb sichtbar aber nach einiger Zeit glänzen die Neuerungen. Vor allem die neue Real Player Motion (RPM) Technik zeigt einen Unterschied zum letzten Teil und Animationen wie auch Bewegungen sehen flüssiger aus als jemals zuvor. Natürlich gibt es ab und zu mal den übliche kurzen Madden Glitch das ein Spieler auf einem anderen Spieler steht aber dies passiert nicht all zu oft. Es sieht nicht nur besser aus , sondern RPM hält was es verspricht. Leonard Fournette hat einen anderen Laufstil als Devonta Freeman und beide laufen wiederum anders als LeVeon Bell. Natürlich kommt dies nur bis zu einem gewissen Grad an die Realität heran, aber immerhin so nah genug, dass man die verschiedenen Laufstile voneinander unterscheiden kann.

Madden-Spieler haben nun ebenfalls mehr Kontrolle über ihre Spieler in Spielsituationen. Von der neuen „One-Cut Mechanic“, dem genau einsetzbaren „Acceleration Burst“ im Loch der O-Line bis hin zum „Defensive Breakdown“ vor einem Tackle, alles läuft in einer neuen und bisher nicht dagewesenen Flüssigkeit. Selbst alte Moves wie Jukes und Spin Moves sehen neu aus. Die Schönheit auf dem Feld, sei es Visuals oder Gameplay, wird leider oft von unserem Kommentatorenduo Branden Gaudin und Charles Davis überschattet. Viel zu viele Zeilen wurden aus dem letzten Madden genommen, sodass selbst in meinen ersten beiden Spielen mehr als ein Drittel aus alten Kommentatorensprüchen und Infos bestand. Der neue Gamespeed ist ebenfalls eine willkommene Veränderung. Das Spiel fühlt sich etwas langsamer an und geht einen Schritt näher zur Sportsimulation anstelle eines Arcade-Sportspiels (auf normalen „game speed“ natürlich).

Der Franchise Mode hat ebenfalls neue Änderungen erhalten die sicherlich viele Fans vom Sessel aufspringen lassen. „Draft Classes“ können nun kreiert und geteilt werden, sodass auch realistische wie auch komplett ausgedachte „Draft Classes“ erstellt und in den Franchise Mode mit aufgenommen werden können. Sobald Week 3 der Regular Season erreicht wurde, kann entweder eine „auto-generated class“, „download a class“ oder „locally-saved class“ ausgewählt werden. Mit der aktiven Madden Community könnt ihr euch sicherlich vorstellen, welche Möglichkeiten hiermit eröffnet werden. Ich fühlte mich nicht nur durch diese Änderungen mehr zu meinen Indianapolis Colts verbunden (dieses Jahr wird alles besser mit unserer gesunden #12), sondern auch online Franchises können die Community durchsuchen bis sie die perfekte Draft Class für sich gefunden haben. Ich würde darauf wetten, dass die guten alten „die-hard fans“ diese zusätzlichen Stunden ins Spiel packen, um eine realistischste Draft Class zu kreieren. Die größeren Draft Picks werden ebenfalls nun anders präsentiert und zwar im Style der FIFA Ultimate Team Pack Öffnung.

Zusätzlich wurden "Offensive and Defensive Schemes" wie auch neue Spielertypen in den Franchise Mode eingebaut. Als Coach oder Owner könnt ihr euer Scheme wählen und sehen wie eure jeweiligen Spieler dazu passen. Football-Kenner wird dies weniger interessieren aber Football Neulinge erhalten hiermit ein hilfreiches Tool um ihr Team besser zu gestalten. Neue Spielertypen wie „Slot Receiver“ bringen hierbei noch mehr Tiefe in die jeweilige Franchise und in den persönlichen Gameplan.

Madden Ultimate Team zieht die altbewährte Formel weiterhin durch. Karten sammeln, Team verstärken und gegen neue Gegner (online wie auch offline) antreten. Eine Änderungen ist hier die „Solo Challenge Tournaments“, welche entweder von Madden Entwicklern, NFL Athleten und/oder Celebrities erstellt wurden. Hinzu gibt es nun auch ein Leaderboard-System. Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit seine Karten upzugraden. Je mehr man spielt desto mehr kann man Upgrades anbringen. Nachteil ist hierbei wahrscheinlich, dass dies der neue Madden Grind sein wird. Aber zum Glück ist man in der Lage seine ausgegebenen Upgrade-Points zurück zu holen und in andere Spieler zu investieren. MUT Squads wurden letztes Jahr eingeführt und sind weiterhin im Spiel integriert. Hier kann man nun jedoch auch endlich auch gegen den CPU spielen.

 

Fazit 8.5 aus 10 

Madden fokussiert sich dieses Jahr auf die wesentlichen Dinge. Das Spielgeschehen auf dem Feld steht im Vordergrund und die einzigen wirklichen Drops des Spiels sind Story Modus und das Kommentatorenduo. Änderungen die für sich genommen klein sind, wie euren Team Captain für das Jahr zu wählen oder die Präsentation im Draft, addieren sich auf und steuern zum dem großen Ganzen bei. RPM schafft es das repetitive Gefühl von Spiel zu Spiel zu brechen und die Action auf dem Feld realistischer als jemals zuvor zu gestalten. Für diesen Titel hätte es keinen passenderen Cover Star als Antonio Brown gegeben, denn buisness is booming!