NBA 2K18 Test/Review

Visual Concepts hat sich mit NBA 2K über die Jahre als eine der ambitioniertesten Sportspielereihe gezeigt und dieses Jahr ist keine Ausnahme. Das Spiel ist einfach massiv. MyTeam, MyCareer, MyGM und MyLeague sind alles einzelne Spielmodi in welche man einfach eintauchen und seine Zeit bis 2K19 verbringen könnte. Aber jetzt hat 2K zudem ihren MyCareer-Mode in ein „Open-World MMO“ verwandelt; a worlds first für ein Sportspiel. 

Wenn man ins erste "Play Now" Spiel mit den 76ers reinspringt, Kendrick Lamar's "Humble" über die Lautsprecher als Begleitung zur Pre-Game Montage pumpt und die Gänsehaut hervor kommt, weiß man, dass die Präsentation auch dieses Jahr der Hammer ist. Präsentation ist seit Jahren eine Stärke der NBA 2K Serie aber sie finden immer wieder ein Weg in der aktuellsten Ausgabe noch eine Schippe oben drauf zu setzen, um auch erfahrene 2K-Spieler so manche Wow-Momente zu geben. Die Broadcast Präsentation wurde mit einer Detailgenauigkeit erneuert welche selten zu sehen ist in der Sports-Gaming-Welt, sogar Copyright Meldungen werden am Ende eines Spiels eingeblendet - genau wie in TV-Broadcasts aus den Staaten oder NBA League Pass Streams. Die Spieler selbst haben aber das größte Update erhalten. Mit erhöhten Polygonauflösungen der Köpfe, ein neues Körpersystem und Scan-Techniken wird jeder Spieler dieses Jahr einzigartig dargestellt. Die Spieler sehen realistischer als je zuvor aus. Von Anthony Davis' Unibrow zu KD's zwei Meter Beinen und fehlendem Hals - die Spieler sind genau reproduziert. Ebenfalls wie die Pre-Game Crew (Ernie, Shaq und Kenny) und Sideline Reporters. Die Kommentatoren haben natürlich neue O-Ton Aufnahmen. Zudem sind zwei neue Legenden jetzt auch im Kommentator Team aufgenommen worden (Kobe Bryant und Kevin Garnett) welche für mehr Abwechslung sorgen. Mittlerweile besteht das Team aus 11 Kommentatoren. 

NBA 2K hat viele Fans gewonnen durch Innovation und Neuerungen, aber das realistische und reibungslose Gameplay ist der Kerngrund warum das Spiel so populär geblieben ist. Das Gameplay ist geschmeidiger denn je. Ein neues Bewegungssystem ist hierfür der Grund. In der Vergangenheit war 2K sehr animationslastig welches für schöne Bewegungen gesorgt hat aber teilweise zu wenig Kontrolle den Gamern überließ. Bewegungen fühlen sich viel organischer und natürlicher an und Momente in denen man ein Ankle Breaker performt sind umso lohnenswerter, weil man die Bewegungen genau kontrolliert hat anstatt einfach die richtige Animation durch Zufall verursacht zu haben. Im Gegensatz fühlt sich Shooting noch schwieriger an als in 2K17 trotz neu positioniertem Shot-Meter. Der Shot-Meter ist jetzt vertikal über den Kopf deines Spielers anstatt horizontal unter dem Spieler. Dies sollte es ermöglichen, dass man sich gleichzeitig auf den Release-Punkt des Balls und dem Shot-Meter konzentrieren kann. Aber nach meiner Erfahrung ist es viel schwieriger einen Grünen-(Perfekte)Release zu erhalten, da ebenfalls die Fehlertoleranz sehr gering ist.

Zum Gameplay gehört aber nicht nur "Stick Skills", sondern auch das Strategie-Element und hier punktet 2K18 massig. Weg sind die Tage als man auf All-Star mit einfachen Clearouts and Pick-and-Rolls den CPU dominieren konnte. Auf höheren Schwierigkeitsstufen sollte man sich mindestens mit der Freelance Offenses etwas vertraut machen um Erfolg zu haben. Glücklicherweise kann man dies im "2KU" Feature lernen. CPU AI ist auch in der Offense schlauer geworden und führt authentische NBA Offenses treu aus. Jedes Team hat ihr einzigartigen Play-Style - von den Spurs Motion Offense zu D'Antoni's Run-and-Gun Rockets zu der Russ Westbrook "gibt mir den Ball und geh aus meinem Weg"-Style, der CPU spielt realitätstreu. Dies macht jedes Spiel anders und verleiht Abwechslung während einer kompletten Saison in MyGM oder MyLeague. Die eben erwähnten Einzelspieler Modi haben auch einige Neuerungen erhalten, trotz der Sports Gaming-Landschaft welche in der Regel immer weniger und weniger Augenmerk bzw. Entwicklungsaufwand ins Urgestein des Genres investiert. MyLeague ist für Fans die jeden einzelnen Aspekt der NBA steuern möchten. Hier ist der Kunde echt König, weil man die Liga so anpassen kann wie man möchte. Sind 82 Spiele pro Saison zu viel? Dann mach 27 daraus. Sind 30 Teams zu wenig dann kann man Expansion implementieren; komplett mit Expansion Drafts und Division Anpassungen. In MyLeague sind die Erneuerungen dieses Jahr etwas kleiner als in 2K17, allerdings manchmal machen die kleine Sachen einen großen Unterschied. Dieses Jahr ist die G-League (ehemals D-League) und neue Two-Way Verträge integriert worden, damit man junge Spieler mit mehr Spielzeit in der 2. Liga der NBA weiterentwickeln kann, anstatt sie nur auf die Bank zu setzen. „Draft and Stash“ Möglichkeiten existieren wo Rookies mit bestehende Euro Liga Verträgen von NBA Teams gedraftet werden können aber erst in ein oder zwei Saisons in den NBA Kader nachrutschen. Dies sind nur ein paar neue Details worüber sich richtige NBA-Kenner freuen werden. Bei MyGM liegt der Fokus auf deinem Team und deinem Verhältnis zwischen dir als GM und deinem Owner, Coach, Personal, Spieler und der Medien. Allerdings ist in diesem Jahr auch eine völlig ausgearbeitete Geschichte, ala MyCareer, inklusive Cut Scenes mit inbegriffen. In „MyGM: The Next Chapter“ ist man ein Ex-NBA Spieler der später eine GM-Rolle übernimmt. Trotz der Geschichte und Cut Scenes bleibt MyGM aber text-basierend und beinhaltet keine Voice-Overs. Voice-Overs würden einiges zum Immersionseffekt ergänzen. Vielleicht wird dieser Wunsch nächstes Jahr in Erfüllung gehen. Die Geschichte ist trotzdem bei so einem Spielmodus eine besondere Innovation und steuert dich als GM in Richtungen in die man vielleicht in vergangenen MyGM-Iterationen nicht gegangen wäre. Die Geschichte bringt frischen Wind in den RPG-ähnlichen Franchise Modus. Ohne zu viel von der Geschichte preis zugeben ist nicht nur die Championship das Ziel, sondern auch der Erhalt deines Jobs als GM, durch zufriedenstellen des Owner und seinem Wunsch auf Relocation.

Zu guter Letzt ist MyCareer-Mode. 2K war ein Vorreiter in diesem Feld und hat nicht aufgehört sich hier ebenfalls weiterzuentwickeln. MyCareer ist jetzt nicht nur eine Einzelspielergeschichte in dem man seinen MyPlayer aufbaut, bevor man weiter in MyPark oder Pro-Am Multiplayer Online Spiele mitmachen kann; es ist jetzt eine lebendige, atmende Welt in der alles verbunden ist. Man kann einfach stumm den Story-Modus MyCareer durchspielen oder man kann durch Spiele in „The Playground“ (ehemals MyPark) oder Pro-Am oder im Gatorade Training Center oder durch eine Vielzahl von Mini-Games sich weiterentwickeln. Jede deiner Aktionen bringt dich deinem „Weg zu den 99“-Ziel näher, also dem höchsten Player Rating und Immortalität für deinen MyPlayer. Man kann VC (virtual currency) für Ratings Upgrades, Animationen, Klamotten und Haarschnitte überall im Spiel verdienen. Außerdem ist das das Badge-System jetzt übergreifend und jedes Spiel, egal ob NBA oder Playground oder Pro-Am, kann dir helfen die begehrten Badges zu erwerben. Zuerst war ich skeptisch über die Idee alles zu vereinen. Eines von 2K’s größten Problemen in der Vergangenheit war schließlich der Bereich der Online-Leistung des oft bemängelten Servers. Ich dachte wenn gleichzeitig hunderte Spieler sich durch meine virtuelle Welt bewegen kann es nur zu Lag und anderen Probleme führen. Dies war während meiner Spielzeit aber nicht der Fall. In vergangenen NBA 2K Versionen war man trotz Story-Mode und MyPark/Pro-Am Online-Modes sehr abgekapselt. Ich hatte eigentlich nur MyCareer und MyLeague gespielt und hatte mich nur wenig für die Multiplayer Modi interessiert. Jetzt mit „The Neighborhood“ sieht man direkt das Rating von jedem MyPlayer. Dies produziert, zumindest für mich, einen Anreiz um nicht nur mein Rating zu erhöhen sondern auch einen lebhaften Wettbewerb. Wenn dies das Ziel von 2K war, ist es echt gelungen. Ich freue mich schon auf die kommenden Live Events wie „Park after Dark“ mit Live DJs und hoffe, dass sie dieses Jahr auch europäischen Zeitzonen freundlicher gegenüber sind. Obwohl „The Neighborhood“ meine Erwartungen übertroffen hat, ist nicht alles gelungen. „The Neighborhood“ dient als lebendes Menü. In der Vergangenheit konnte man alles über MyCareer durch Menüpunkte erreichen, obgleich mit Ladezeiten welche in den meisten Fällen jetzt nicht mehr existieren. Allerdings ist die Zeit die man braucht um von A nach B zu joggen (MyPlayer kann nicht wirklich sprinten in The Neighborhood) öfters länger als die alten Ladezeiten. 

Bei Pro-Am kann man jetzt zumindest während der Matchmaking-Phase am Shootaround teilnehmen, anstatt nur in einer virtuellen Umkleidekabine zu stehen, aber es kann teilweise schon lange dauern bis genug Spieler zusammenkommen. The Playground ist noch schlechter gelöst. Dort stand ich 10 Minuten auf den „Got Next“-Kreis und habe gehofft, dass endlich jemand den dritten Platz füllen würde. Als ein Dritter endlich kam ging der zweiten Spieler weg. Dann fing die Warterei wieder von vorne an. Insgesamt habe ich über 20 Minuten gewartet für ein Spiel. Die Idee von einen virtuellen Playground ist cool aber praktisch nicht so schön. Eine Matchmaking-Lobby für Playground Spiele ist und bleibt ein großer Wunsch von vielen 2K-Spielern, besonders die die kein „Squad“ oder Pro-Am Team haben. Es würde nicht nur Wartezeiten verringern, sondern auch vermeiden das ein Team voller 60 Overall Noobs gegen ein Team voller 90 OVR Hall of Fame Badged Profis antritt. Das zweite Problem mit The Neighborhood ist die Jahre lang umstrittene VC. Virtual Currency ist die 2K Währung für alles. MyTeam Cards, MyPlayer Rating Entwicklung, neue Schuhe, Shirts, Socken, Tätowierungen oder Haarschnitte – alles wird durch die VC bezahlt. Man kann VC in nahezu jedem Spielmodus verdienen aber man kann es auch kaufen. Genau das macht es so umstritten. Man kann Wochen und Monaten lang grinden, um seinen Spieler auf 85 Overall Rating zu erhöhen oder du kannst einfach 200,000 VC kaufen um sofort ans Ziel zu kommen. Dieses Jahr ist aber VC noch durchdringender als je zuvor. Beim Release haben manche Haarschnitte sogar vier MyCareer Spiele in VC-„Gehalt“ (2000 VC) gekostet. Nach großem Aufruhr hat 2K die Preise für sämtliche Frisuren zum Glück auf 100 VC runtergesetzt. Man muss einige Zeit investieren um seinen Spieler zu entwickeln und virtuelle Währung zu sammeln, damit man coole Klamotten und Schnickschnack kaufen kann. Man kann entweder grinden, kaufen oder es einfach sein lassen. 

(*Notiz des Autors Stand 22.09.2017*: Ein kritischer Bug existiert wodurch tausende MyPlayer-Charaktere verschwunden sind, inklusive gesammelten und ausgegebene VC. 2K ist das Problem bewusst und arbeitet schon mit Hochdruck an einer Lösung. Bis dahin wird empfohlen die U-Bahn in The Neighborhood nicht zu fahren. Die U-Bahn kann gefahren werden um vom NBA Training Center direkt zum Playground zu kommen, allerdings dauern die Ladezeiten teilweise fast so lange wie das laufen und tragen auch ein gewisses Risiko mit sich, dass das Spiel abstürzt und MyPlayer-Daten verloren gehen.)

 

Fazit 9.0 aus 10   

NBA 2K18 hat die Messlatte im Sports-Gaming Genre noch höher gesetzt. Ein Open-World MyCareer-Modus zu erschaffen war sicherlich kein leichtes Ziel aber es ist, trotz kleinen Mankos, sehr gut gelungen. Der Kern des Spiels, das Gameplay und Präsentation, wurde auch gründlich erneuert und verfeinert. Egal ob man lieber online oder offline spielt, niemand der sich auch nur für das Geringste des Basketballs interessiert sollte dieses Spiel verpassen!