Ni No Kuni II: Revenant Kingdom Test / Review

Das JRPG Ni No Kuni II: Revenant Kingdom möchte uns in eine weit entfernte Fantasie-Welt entführen und uns ein Land voller Schönheit, Freundschaft aber auch dunkler Magie aufzeigen. Lohnt es sich die Tasche zu packen und auf die Reise mitzukommen oder sollten wir lieber zu Hause bleiben?

Die Story des Spiels ist ohne Spoiler schnell erzählt und spielt lange nach dem ersten Teil. Wir werden in ein weit entferntes Land mitgenommen und ein Junge mit dem Namen Evan Pettiwhisker des Haues Tildrum wird uns vorgestellt. Das Timing jedoch könnte nicht ungünstiger sein. Evans Vater ist gestorben und obwohl Evan nun eigentlich das Königreich führen sollte, findet ein interner Coup statt und das Königreich wird überworfen. Evan und Ronald, welcher sehr wahrscheinlich aus der heutigen Zeit in Evans Königreich aus mysteriösen Gründen, welche im Laufe der Geschichte aufgeklärt werden, teleportiert wurde, müssen fliehen und sind heimatlos. Der kleine König lässt sich jedoch nicht beirren und setzte sich ein Ziel: ein neues Königreich aufzubauen in dem jeder willkommen ist und alle glücklich bis an ihr Lebensende leben können. Um dies zu schaffen möchte er alle großen Königreiche des Landes unter einer Flagge vereinigen. Neben seiner großen Aufgabe gibt es jedoch noch ein anderes Problem. Ein Bösewicht möchte das Land ebenfalls erobern. Jedoch möchte er nicht das Land vereinen, sondern zerstören und hat seine ganz eigene Motivation die wir im Laufe des Spiels erfahren.

Die Story erfindet also das Rad nicht neu jedoch besitzt es ganz andere Stärken. Die Geschichte ist nicht originell allerdings geht es um mehr als nur die Geschichte selbst. Es geht um Freundschaft, Liebe, Mitgefühl und Loyalität und das alles aus der Sicht eines Kindes. Evan macht mit all seinen alten und neu gewonnenen Freunden die Story aus. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Charaktere der Geschichte in großartiger Art und Weise synchronisiert worden. Die Ausnahme ist leider jedoch Evan darunter. Man hat das Gefühl, dass auf verkrampfte Weise versucht worden ist Evan immer niedlich und süß klingen zu lassen. Somit klingen oft ernst gemeinte Worte eher in einer negativen Weise kindlich. Verwunderlich bei der Sache ist allerdings nur, dass andere Kinder in der Story wesentlich besser synchronisiert wurden und auch wenn ihre Stimmen hell sind, trotzdem Wirkung zeigen können. Ab und zu kommt es auch vor, dass die Voice Lines nicht mit den Mundbewegungen übereinstimmen. Dies ist jedoch nur selten der Fall. Nicht alles wurde im Spiel synchronisiert und in manchen Cut-Scenes, auch wenn sie synchronisiert wurden, müsst ihr die X-Taste drücken um fortzufahren. Dies nimmt leider etwas die Illusion einer erzählten Geschichte. Es ist wirklich schade, dass nicht alles synchronisiert wurde, da das Writing des Spiels stark ist und oftmals auch sehr lustig sein kann.

Die Geschichte ist in neun Kapitel unterteilt  und benötigt je nach Spielstil ca. 30 – 50 Stunden oder sogar noch länger. Neben der Main Storyline gibt es ganz klassisch auch Side Quests und andere Nebenaktivitäten wie beispielsweise die Skirmish Kämpfe und das Kingdom Building, auf welche wir später noch zu sprechen kommen. Side Quests sind fast ausschließlich Besorgungen für NPCs oder Kämpfe bzw. Rettungstaten die man für NPCs tätigt. Der kleine König weiß auf jeden Fall wie man selbst Hand anlegt. Das Fast Travel System und im späteren Verlauf andere Verkehrsmittel lassen diese Side Quests zum Glück nicht nervtötend werden, sondern lassen sich schnell und gezielt erledigen und habe sogar den Anreiz, dass sie euch im Kingdom Building helfen können.

In RPGs ist es heutzutage Gang und Gebe seine eigenen Entscheidungen und Voice Lines zu treffen und gegebenenfalls auch das Ende zu beeinflussen. Dies werdet ihr in diesem Spiel nicht finden. Das Spiel ist selbstbewusst genug um zu wissen, dass es eine Geschichte mit einem vorgesehenem Ende erzählen will und dies ist auch erfolgreich gelungen. Die Geschichte und die Charaktere haben es geschafft mich zurück zu versetzen in die Augen eines Kindes und mir eine Geschichte zu erzählt die es sich lohnt anzuhören.

Das berühmte Studio Ghibli ist nicht mehr im zweiten Teil, ganz im Gegensatz zum ersten Teil, involviert aber das Spiel schafft es trotzdem den Spieler in ein lebendes Anime Märchen zu ziehen. Die 2D Animationen in einer 3D Umgebung bringen selbst nach 30 Stunden die gleiche positive Wirkung mit sich wie am Anfang des Spiels. Neben der Schönheit und dem Stil des Spiels trägt die Musik alles weiter bei. Jedes Königreich, viele verschiedene Teile des Landes und auch die Kämpfe haben ihre eigene Musik die der Szenerie Charakter verleihen. Die Musik schafft es, dass noch mehr Leben und Authentizität ins Spiel einfließen.

Ebenfalls ein Unterschied zum ersten Teil ist das Kampfsystem. Rundenbasierte Kämpfe gehören der Vergangenheit an und wurden durch ein actionbasiertes Echtzeitkampfsystem abgelöst, welches aber bei Item - Benutzung pausiert wird. Das Kampfsystem ist leicht zu verstehen und durchzuführen. Es gibt Light- und Heavy Attacks, Blocken, Dodgen, Fernangriffe und Skills. Fernangriffe und Skills benötigen MP (Magic Points) welche durch Light- oder Heavy Attacks im Kampf aufgefüllt werden. Jeder Kampf wird aus einer Party, welche man selber bestimmt, von drei Charakteren bestritten. Wenn man es als Spieler möchte kann man auch im Kampf unter den drei Charakteren wechseln. Muss man aber nicht, da die AI eurer Partymember gut genug ist um im Kampf nützlich zu sein und den Gegner standhalten können. Neben den drei Charakteren in der Party kommen auch kleine Higgledies in den Kampf. Diese kleinen süßen Helfer können im Kampf verschiedenen Funktionen erfüllen und die Party im Kampf unterstützen. Wie in eigentlich allen RPGs gibt es auch in Ni No Kuni II Loot zu sammeln und auszurüsten. Hier werden jedoch nur die Waffenwechsel sichtbar und selbst wenn man einen neuen Oberkörperschutz anzieht wird dies nicht auf dem Charakter gezeigt. Nur die Kampf bzw. Verteidigungswerte verändern sich. Wer noch genauer fein justieren will kann noch den Tactics Tweaker benutzen. Es ist ein Tool welches euch ermöglicht euch in verschiedenen Kategorien anzupassen und euren bevorzugten Spielstil zu unterstützen. Ihr könnt tiefer in die Mechanik eintauchen wenn ihr es möchtet, aber werdet auch nicht dafür bestraft falls ihr den Tactics Tweaker ignorieren möchtet.

Die Steuerung und das Echtzeitkampfsystem funktioniert aber bringt nicht nur positives mit sich. Dodgen und Blocken ist auf der gleichen Taste, somit kann es manchmal dazu kommen, dass man blockt obwohl man eigentlich ausweichen möchte und umgekehrt. Außerdem gibt es manchmal auch Missverständnisse bzw. eine falsche Auffassung der Hit-Boxen. Ein riesen Drache kann den Spieler beispielsweise mit seinem Schwanz attackieren aber der Spieler kann dem Drachen nur an seinem Körper und Beinen Schaden hinzufügen. Der Schwanz kann nicht angegriffen werden. Außerdem sind fast alle Kämpfe viel zu leicht und mit einer fehlenden änderbaren Schwierigkeitsstufe ist auch nicht dagegen anzugehen. Das Einzige was die Kämpfe wirklich anspruchsvoller und spannender werden lässt ist, wenn man unterlevelt in die Kämpfe geht. Leider kann die Progression der Main Quests ebenfalls einen trügen. Beispiel: Recommended Level für eine Main Quest war vier Level über mir. Dieser Unterschied ist im Normalfall keinerlei Problem, allerdings kommuniziert das Spiel mit dem Spieler nicht durchsichtig genug wenn das recommended Level aufsteigt. Manchmal kann es dazu kommen, dass ihr euch eine Cut-Scene einer Mainquest anschaut welches zum Startzeitpunkt der Quest ein recommended Level von 45 hat. Sobald die Cut-Scene vorbei ist und die Kämpfe beginnen wundert ihr euch warum alle Gegner doch so stark sind. Ihr schaut nach und euch fällt auf, dass das eecommended Level nun 49 ist und nicht mehr 45. Warum und wieso das denn? Ich habe doch nur eine Cut-Scene geschaut….. Wenn man also unterlevelt die Main Quest angefangen hat, steckt man nun doch tiefer drin als einem lieb ist.

Neben den Side- und Main Quests gibt es auch zwei verschiedene Modi die auch einen wesentlichen Bestandteil eures Spiels einnehmen können, falls ihr es wollt. Skirmish und Kingdom Mode. Skirmish simuliert große Militärschlachten in einer verniedlichten Form. Evan kontrolliert bis zu vier Militäreinheiten, um gewisse Objectives einzunehmen und/oder zu verteidigen. Skirmish Mode ist quasi eine Light - Version eines Echtzeit Strategiespiels mit einem Stein - Schere - Papier Prinzip im Hintergrund. Der Modus ist generell spaßig und bringt Abwechslung ins Spiel, wird aber für Hardcore Spieler eher langweilig und uninteressant sein. Kingdom Mode lässt euch euer eigenes Königreich ausbauen, verbessern und eure Einwohner in verschiedene Arbeitsstellen einteilen. Jeder Einwohner hat hierbei gewisse Stärken und Schwächen und ist somit für einen Job besser bzw. schlechter geeignet. Insgesamt machte mir dieser Modus mehr Spaß als Skirmish und es fühlt sich wirklich so an, dass man sein eigenes kleines Königreich leitet und verbessert. Ich wollte, dass Evan recht behält und das unser Königreich ein Zuhause für jede Person des Landes werden kann. Euer Königreich baut ihr mit Kingguilders (KG) aus. Einer separaten Währung zu eurem normalen Geld. KGs werden durch spezifische Side Quests erworben oder auch selbst von den Bewohner des Königreichs erarbeitet. Leider gab es auch hier ein Kommunikationsproblem: Ich hatte KGs zum ausgeben und wollte ein vorbildlicher König sein und unser Königreich verbessern und meinen Bewohnern ein schönes Zuhause bieten. Dies habe ich auch getan und wollte dann weiter mit meiner Main Quest fortfahren. Doof war nur, dass ich dazu mein Königreich erweitern musste und mir fehlten auf Grund meiner vorherigen „Bauarbeiten“ sehr viele KGs. Alle Side Quests in meinem Levelbereich waren ebenfalls von mir absolviert worden und nun stand ich da. Ich hatte keine andere Wahl außer zu warten bis meine Bewohner die nötigen KGs erarbeiteten - eine ganze Stunde dauerte es bis ich das benötigte Kleingeld wieder zusammen hatte. Wenn man nicht vorsichtig mit seinen KGs umgeht, könnte dies auch nochmal ebenfalls am Ende des Spiels passieren. 

 

Fazit 8.5 aus 10

Ni No Kuni II : Revenant Kingdom schafft es viele und verschiedene Elemente unter einen Hut zu bringen, sei es auch dass nicht jedes Spielelement dem selben Level entspricht. Allerdings schätzt man es wert, dass alle Elemente dem großen Ganzen zu Gute kommen. Das Spiel und die Welt fühlt sich magisch und real zugleich an und egal ob ihr den ersten Teil gespielt habt oder nicht, ihr solltet dieses Spiel auf keinen Fall verpassen.