Uncharted The Lost Legacy Test / Review

Sobald Gamer Uncharted hören, denkt jeder automatisch an Nathan Drake. Naughty Dog hat sich in Uncharted The Lost Legacy gegen Drake als Hauptcharakter entschieden und stellt Chloe Frazer und Nadine Ross in den Mittelpunkt. Ein mutiger Schritt denn diese Entscheidung allein könnte eine „make or break“ Entscheidung darstellen. Kann Uncharted ohne Nathan Drake das gleiche Feeling bringen oder war die Entscheidung ein Schuss in den Ofen?

Die Story des 6 – 7 stündigen Stand-Alone Titel ist relativ schnell erzählt und spielt nach Uncharted 4. Chloe, welche unserer spielbare Heldin ist, und Nadine befinden sich in Indien auf der Suche nach dem „Tusk of Ganesh“. Beide haben ihre eigene persönliche Motivation den Schatz zu finden. Ihr Widersachen ist Asav, welcher sich ebenfalls aus eigenen Gründen auf die Suche nach dem „Tusk of Ganesh“ begeben hat. Chloe und Nadine stehen im Mittelpunkt der Story und Naughty Dog schafft es, dem umgleichen Paar eine realistische und glaubhafte Tiefe zu geben. Beide sind grundsätzlich verschiedene Menschen. Chloe sieht die Welt nach dem Motto „glas half full“, Nadine hingegen eher „glas half empty“. Die verschiedenen Grundsätze bringen Spannungen mit sich. Beide sind starke Frauen, körperlich wie auch mental, und wollen sich nichts vom Anderen sagen lassen, allerdings wissen beide auch, dass sie einander brauchen. Nur weil sie das gleiche Ziel haben heißt es nicht, dass sie direkt einander Vertrauen. Über die Story hinweg wird die Motivation der Beiden enthüllt und Chloe und Nadine kommen sich näher, entweder durch das Spielgeschehen oder durch Konversationen. Die Beziehung zwischen den beiden ist in der Story dynamisch gestaltet und von Höhen und Tiefen geprägt. Asav dient der Story nicht als der dumme Bösewicht, sondern besitzt ebenfalls eine gewisse Tiefe. Asav ist indischen Ursprung, gebildet (er war vorher Doktor) und besitzt eine Gemütsruhe die trügerisch ist. Interessant dabei ist, dass Nadine ihn schon länger kennt und die Gefahr die von ihm ausgeht einzuschätzen weiß, wohingegen Chloe ihn als den typisch dummen Bösewicht hält der nichts auf den Kasten hat.

Die Präsentation und das Gameplay sind auf höchsten Niveau. Ein kleiner Teil spielt in einer kleinen, überbevölkerten Kleinstadt Indiens und die Enge und Schmutz war noch „nie so schön“ zu betrachten. Der Hauptteil der Story spielt im indischen grünen Dschungel mit seinen „versteckten“ Ruinen. Die Landschaft, wie man es von Naughty Dog gewöhnt ist, ist wunderschön dargestellt. Die Scale des Games ist fast schön lächerlich gut. Sei es bei riesen großen Puzzeln oder dem Horizont der gefühlte 200km reicht. Noch nie war es so atemberaubend und das heißt schon etwas bei Naughty Dogs Reputation. Musik wird zwar nicht oft eingesetzte aber dafür an den richtigen Stellen mit der „richtigen Tonart“. Aber nicht nur die großen Dinge setzte Naughty Dog um, sondern kleine Details setzten der Glaubwürdigkeit noch einen drauf. Sei es, dass nach dem Rutschen im Schlamm eure Waffe auf dem Rücken mit Schlamm besudelt ist oder das Nadine ihre Augen abdeckt wenn ihr sie mit eurer Taschenlampe blendet. Gameplay-technisch ist es Uncharted wie wir es kennen und lieben. Third Person Action mit gelegentlichen Puzzeln. Aber selbst hier schafft es Naughty Dog einen frischen Wind reinzubringen. Alte Mechanics wie das „rope swinging“ beim Klettern oder die „wrench mechanic“ am Auto kehren wieder, allerdings kommen euch neue dazu wie das „Lockpicking“ bei Türen oder Ausrüstungsboxen. Naughty Dog macht sich hierbei sogar über eine Mechanic lustig und stellt in einer Szene klar: „no more crates!“. Hoffentlich bleibt es auch in Zukunft dabei. Chloe und Nadine präsentieren sich im Kampf auch anders als Nathan und Co. Nadine ist auf Grund ihres militärischen Hintergrunds aggressiv, stark und kann sogar Stealth Kills automaisch durchführen wenn die Zeit passend ist. Chloe ist im Nahkampf zwar schwächer als Nathan aber dafür agiler. Tag-Team Takedowns und neue Kampfmechanischem runden die ganze Sache ab.

In einem Kapitel wird sogar das lineare Leveldesign aufgebrochen und in eine Open World verwandelt (ähnlich wie das Madagascar Level in Uncharted 4). Im angesprochenen Kapitel aus The Lost Legacy wird es diesmal allerdings wirklich eine Open World. Ihr könnt selber entscheiden in welcher Reihenfolge ihr eure Objectives erledigt und ob ihr euch auf „Side Quests“ einlassen wollt oder nicht. Leider ist in der Open World manchmal nicht ganz klar wo genau ihr ihn sollt bzw. welche Oberflächen beklettert werden können und welche nicht. Um ganz genau zu sein ist es keine „echte open world“, sondern eher ein riesiges Areal in dem ihr den passenden Weg finden müsst, da ihr oft Oberflächen nicht heraufklettern könnt, obwohl sie danach aussehen. Natürlich findet ihr auch in diesem Uncharted die gewohnt guten „Action Setpieces“, wobei hier ein Level als besondere Hommage an ein Setpiece aus alten Tagen der Uncharted Franchise erinnern soll.

 

Fazit 9.0 aus 10 

The Lost Legacy hat es geschafft auch ohne Nathan Drake ein besonderes Uncharted Erlebnis zu schaffen welches aus Charme, Action und denkwürdigen Momenten besteht. Dieses Spiel kann als eine Art „Abschiedsfest“ gesehen werden (falls es wirklich das letzte Uncharted Spiel sein sollte) und vereint alles was die Franchise ausgemacht hat, auch ohne Nathan Drake.

 

Notiz: Der neue Wave Based Survival Mode (Multiplayer) wurde nur kurz getestet. Er fühlt sich „easy to jump into“ und in Ordnung an. Um ehrlich zu sein war der Multiplayer in Uncharted nie ein zentraler Punkt der Franchise für mich und wer genauere Infos zum Multiplayer haben möchte, sollte sich noch weitere Meinungen dazu anhören.