Fallout 76 B.E.T.A. – Was funktioniert und was nicht?

Fallout wagt einen neuen Schritt und dieses Mal werden wir unsere Post-Apokalypse nur mit online Verbindung erfahren können. Die B.E.T.A. (Break It Early Test Application) diente vor allem als Test der Server und um Fehler des Spiels aufzuzeigen. Ein sehr mutiger aber auch kluger Schritt von Bethesdas Seite aus, da somit gezeigte Fehler vielleicht sogar noch vor Release behoben werden können. Es ist wichtig zu verstehen, dass alle angesprochenen Punkte sich noch verändern können, da es sich um eine Beta und nicht um das volle Game handelt. Nichtsdestotrotz gab es positive wie auch negative Dinge in der Fallout 76 B.E.T.A. zu erfahren. 

Auch wenn es sich bei Fallout 76 um ein online Spiel handelt, welches auch im Co-Op Mode gespielt werden kann, hieß es, dass jeder Spieler seine eigene Geschichte solo erfahren könne. Viele Spieler verbinden mit Fallout eine Single-Player Campaign in den Wastelands und wollen dieses Gefühl auch nicht verlieren. Ich muss zugeben, dass ich einer dieser Spieler bin. Theoretisch gesehen funktioniert die Herangehensweise des Solo-Spielens aber in der Praxis ist es doch etwas gewöhnungsbedürftig. Beispielsweise stapfte ich ganz alleine durch die Wastelands in West Virginia und erfuhr wirklich mein altes Fallout-Gefühl. Plötzlich jedoch kamen aus einem Haus drei weitere Spieler, die anscheinend als Gruppe unterwegs waren, und liefen vor mir herum und zeigten alle möglichen Emotes. Solche Aktionen brachen bei mir einfach mein altes Fallout-Gefühl. Es ist nicht unbedingt als negativ zu sehen, allerdings kann ich mir vorstellen, dass viele Solo-Spieler diesen Bruch der Immersion nicht begrüßen werden. Es bleibt abzuwarten wie sehr ein solches Aufeinandertreffen in der Vollversion aufgenommen wird.

Wo wir gerade bei anderen Spielern sind, können wir auch das neue PvP-Element mit einbauen. Alle Spieler ab Level 5 können am PvP teilnehmen. Hierbei muss man einfach nur auf die andere Person schießen und eigentlich schon hoffen, dass der jeweilige Gegner zurückschießt. Denn um Trolling und „PvP-Assholes“ das Leben schwer zu machen hat sich Bethesda dazu entschieden, dass es für solche Personen schwer wird ihren Schrecken freien Lauf zu lassen. Wenn man von einer anderen Person angeschossen wird und nicht zurückschießt, signalisiert man dem Spiel, dass man nicht an einem PvP Kampf interessiert ist und der Gegner macht nur extrem wenig Schaden auf einen. Sobald ich jedoch zurückschieße, nehme ich sozusagen den Kampf an und beide Personen machen normalen Schaden auf seinen jeweiligen Gegner. Diese „anit-asshole“ Mechanik ist fast schon zu hart, denn wenn der jeweilige Gegner nicht zurückschießt, würde man gefühlte drei Stunden brauchen um den HP-Balken auf null zu bringen. Wenn man sich für einen PvP-Kampf entschließt wird es jedoch leider auch nicht besser. In PvP Kämpfen unter Personen desselben Levels entscheiden nämlich nicht Skill und Loadout, sondern der Kampf wird eher entschieden vom „Duell der Stimpaks“. Wer mehr Stimpaks im Besitzt hat, hat eigentlich schon fast automatisch gewonnen.

Das Storytelling in Fallout 76 wird dieses Mal ebenfalls etwas anders gestaltet sein. Da wir wissen, dass es keine NPCs geben wird, wird die Story vor allem durch Holotapes, Roboter und „environmental“ Storytelling an den Spieler übermittelt. Das environmental Storytelling setzte Bethesda auch in Fallout 76 wirklich sehr gut um. Des Öfteren blieb ich an verschiedenen Szenarien stehen, um herauszufinden was hier wohl passiert ist. Die Geschichten die per Holotapes und Roboter übermittelt werden sind durchaus interessant und besitzen ihren eigenen Charme, aber wie sich die komplette Story entfalten wird bleibt natürlich noch abzuwarten. 

Überraschender Weise hat mir vor allem das neue Level-System getaugt und sehr viel Spaß bereitet. Perks und Skills werden nun nicht mehr in einem Tree aufgezeigt und ausgewählt, sondern durch Karten. Die Karten erhalten wir entweder in Packs in bestimmten Level-Intervallen, also mit mehreren Karten in einem Pack, oder einzeln per Levelaufstieg. Wir stecken hierbei einen Punkt in unsere jeweilige S.P.E.C.I.A.L. Kategorie und können dort eine oder mehrere Karten auswählen. Wenn ich beispielsweise in meiner Strength Kategorie auf Level zwei bin kann ich dort entweder eine Karte mit zwei Punkten equippen oder zwei Karten mit einem Punkt. Das neue Sammelgefühl und die Vorfreude beim Aufmachen von Packs hat mir wirklich Spaß bereitet und zwang mich auch manchmal einen anderen Spielstil zu wählen. Was manche vielleicht als negativ sehen werden ist der Punkt, dass man es somit wesentlich schwerer hat sich auf spezielle Spielstile zu spezialisieren. Wenn ich beispielsweise einen „melee-build“ erstellen möchte, bin ich einzig und alleine von den gezogenen Karten abhängig.

Hunger und Durst sind nun ebenfalls von Anfang an in Fallout 76 dabei. Hiermit soll der Survival Aspekt weiter erhöht werden. Leider muss ich hier zugestehen, dass der jeweilige Balken von Hunger und Durst mir viel zu schnell sank. Ob es dabei in der finalen Version bleibt, bleibt natürlich abzuwarten. Technisch gesehen gab es wie eigentlich vorhergesehen einige Probleme. Zwei Mal wurde ich aus dem Spiel gekickt und das Zusammenstellen einer Gruppe war bei uns ebenfalls nicht möglich. FPS-Zahlen sanken manchmal gefühlt in den einstelligen Bereich und ließen das Spiel durchaus ruckeln. Um die Behebung der technischen Fehler machen ich mir jedoch nicht wirklich Sorgen, da ich denke, dass Bethesda dies bis zum Launch des Games behoben haben wird. Es war nun Mal eine B.E.T.A. und dort sind solche Vorkommnisse in meinen Augen verkraftbar.

Visuell gesehen war ich jedoch enttäuscht vom Spiel. Es sieht wirklich eins zu eins wie Fallout 4 aus und zeigt auf den ersten Blick wirklich keinerlei Verbesserungen zum Vorgänger. Insgesamt hat sich das Spielgefühl eher nach einem Fallout 4 Mod angefühlt als nach einem komplett neuen Spiel. Ich denke, dass die 76 hinter dem Titel bewusst ausgewählt wurde, da Bethesda eine neue Richtung einschlagen wollte und erstmal schauen möchte wohin der neue Weg führen könnte.

Ich bin skeptisch in die B.E.T.A. gestartet und muss zugestehen, dass die circa acht Stunden die ich in West Virginia während der B.E.T.A. verbracht habe mich auch leider nicht vollends überzeugen konnte. Fallout 76 B.E.T.A. hatte negative wie auch positive Seiten und es bleibt weiterhin abzuwarten wie sich die finale Version von Fallout 76 formen, gestalten und entwickeln wird.