Devil May Cry 5 Test Review

Devil May Cry is back! Vor circa elf Jahren kam der vierte Teil in die Läden und mit dem fünften Teil will Capcom auf die vergangenen Titel aufbauen. Nicht nur spielerisch, sondern auch technisch will Devil May Cry 5 die altbekannte und beliebte Formel erweitern. Kann der fünfte Teil an die alten Highlights anknüpfen?

Ohne langes schnacken wirft die Story einen direkt in die Action. Die Red Grave City wurde von einem mehr als massiven Dämonenbaum, mit dem Namen Qliphoth, überfallen. Innerhalb von Qliphoth weilt Urizen, ein mächtiger und extrem starker “demon king”. Der Beginn der Story könnte in anderen Titeln bereits als Endboss dienen und Urizen ist einfach zu mächtig für unsere Kämpfer. Nach dem ersten Kampf gegen Urizen, welchen der Spieler übrigens verlieren muss, wird Dante zurückgelassen und Nero wie auch der neue Charakter V können sich noch rechtzeitig aus dem Staub machen. Die Story wird in einer nicht-chronologischen Reihenfolge erzählt und springt zwischen verschiedenen Perspektiven und Zeiten hin und her. Allerdings nie so kompliziert, dass der Spieler den Überblick verlieren würde. Hierbei wird nicht nur die Motivation von V beleuchtet warum er Urizen besiegen möchte, sondern auch wie Dante und Nero ihren Weg in diesen Kampf fanden. V wird gelungen in die Story eingeführt und Spieler können sich nie ganz sicher sein was und woher V eigentlich ist. Dem Spieler werden zwar immer kleine Info-Bröckchen hingelegt aber bis zur Auflösung nie so viel preisgegeben, dass der Spieler sich über das Wesen von V wirklich eindeutig im Klaren ist.

Die Story des fünften Teils funktioniert einzeln betrachtet wie auch im großen Ganzen der Devil May Cry Historie. Zwar können Spieler ohne Hintergrundwissen den Geschichtsverlauf des fünften Teils folgen und verstehen ohne die vorherigen Teile gespielt zu haben, allerdings werden diese Spieler nicht das große Ganzen der Devil May Cry Historie zusammenfügen können. Viele Infos werden sich dann eher wie ein Fragezeichen und nicht wie ein Ausrufezeichen dem Spieler präsentieren. Eine gewisse Vertrautheit zu vorherigen Ereignissen und Familienstrukturen sollten vorhanden sein, um wirklich alles aus der Story herausholen zu können. Dies weiß anscheinend auch Capcom und hat deswegen im Hauptmenü vor Beginn des Spiels extra einen Menüpunkt eingeführt in dem euch wichtige Vorereignisse nochmal erklärt und dargeboten werden. Das Video reicht bereits aus um das große Ganze zusammenfügen zu können und ich würde es jedem empfehlen anzuschauen, der seine Vorkenntnisse nochmal kurz auffrischen und das meiste aus der Story herausholen möchte. Die Story wird euch ungefähr elf Stunden beschäftigen und hat insgesamt gesehen auch gutes Pacing, allerdings fühlt sich das Ende ein wenig zu abrupt an.

Das Combat System von Devil May Cry 5 ist “responsive” und wirklich beeindruckend. Es ist simpel genug um Newcomern den Einstieg zu erleichtern aber tiefgehend genug um auch Hardcore Spielern extrem viel Variation zu bieten. Für komplette Einsteiger bietet Devil May Cry 5 sogar eine “auto-combo” Funktion an, die das Wechseln der Waffen und Moves automatisch für den Spieler vollzieht, um auch jenen Spielern stylische Combos zu ermöglichen. Für alle anderen die sich tiefer mit der Materie auseinandersetzen möchten ist die Skill-Obergrenze wirklich sehr weit oben angesiedelt.

Das Gerüst aus dem der Kampf für jeden einzelnen Charakter besteht ähnelt sich: Eine Taste dient für Nahkampfangriffe, die andere für Fernangriffe, die dritte Taste benutzt die jeweilige charakterspezifische Attacke/Tool. Ebenso besitzt jeder Charakter Jumps/Dodges und die “lock on” Funktion für Gegner. Für Einsteiger würde dies bereits ausreichen um die Kampagne abschließen zu können. Aber für Spieler die ihren Skill vergrößern möchten gibt es eine Vielzahl von Abilties und Angriffsvariationen, um das Style-Ranking nach oben schießen zu lassen. Jeder weiß nämlich, dass es in Devil May Cry nicht nur darum geht seine dämonischen Gegner zu besiegen, sondern dies auch mit Style zu tun. Das In-Game Ranking System ermutigt Spieler hierbei die Performance zu verbessern und seine Angriffsvarianten zu wechseln und zu differieren. Das schöne am Kampfsystem ist wirklich die angesprochene Tiefe und der kreative Freiraum der das Kampfsystem bietet. Nero, Dante und V werden im Kampf gesteuert und sind so einzigartig, dass das Spiel drei verschiedenen aber gleichzeitig auch ähnliche Kampfstile miteinander vereint. Es ist wirklich eindrucksvoll wie dies umgesetzt wird und alles unter einen Hut bekommt.

Mit Nero dürfen wir als erstes kämpfen und seine Tools sind hierbei sein Schwert Red Queen, seine Blue Rose Gun, ein Grapple-Hook und seine neuen mechanischen Arme Devil Breaker. Die Devil Breaker ersetzen seinen Devil Bringer aus Devil May Cry 4 und dienen Nero als austauschbare Armprothesen. Verschiedene Devil Breaker besitzen hierbei auch unterschiedliche Fähigkeiten aber ein Problem bei der Sache ist, dass Nero die Devil Breaker im Kampf nicht manuell wechseln kann. Man muss seinen ausgestatteten Devil Breaker zerstören, um zu seinen nächsten Devil Breaker wechseln zu können. Devil Breaker können im Kampf zwar auch von Gegner zerstört werden und somit muss der Spieler sich sowieso an verschiedene Devil Breaker gewöhnen aber ein manuelles Wechseln wäre durchaus sinniger gewesen. Hierdurch möchte man seine Devil Breaker eher spartanisch nutzen als konstant einzubauen. Außerdem wäre durch ein mögliches manuelles Wechseln die Combo Variationen nochmals gestiegen.

Der neue Charakter V wird als zweiter Charakter dem Spieler überlassen. V hat einen unterschiedlichen Kampfstil als Nero oder Dante, da er nicht selber ins Geschehen eingreift, sondern seine herbeigerufenen Dämonen das Kämpfen überlässt. Griffon, ein Dämon in der Gestalt eines Vogels, mit Fernkampfangriffen und der Macht über Blitz und Wind. Shadow, sein Dämon in der Gestalt eines Panther, der für Nahkampfangriffe zuständig ist und seine Gestalt verformen kann. Und als letztes Nightmare, ein riesiges Beast mit einer nicht definierbarer Gestalt, welches V nur rufen kann wenn sein Devil Trigger aufgeladen ist. Die hervorgerufenen Dämonen können, bis auf Ausnahme von Nightmare, allerdings die gegnerischen Dämonen nicht selbst töten. Sobald Griffon und Shadow die Gegner genug geschwächt haben, kann V mit seinem Gehstock den Rest erledigen und sie zur Strecke bringen. Dies kann durchaus zu einigen coolen Sequenzen führen, da V von Gegner zu Gegner teleportieren kann und seine dämonischen Freunden im Hintergrund weiter kämpfen lässt.

Allerdings kann es bei V auch zu der ein oder anderen Unannehmlichkeit im Kampf kommen. Dadurch, dass man die Steuerrichtung von Griffon und Shadow nicht direkt kontrollieren kann ist es manchmal schwer einen gezielten Wunschgegner anzugreifen. Außerdem kann es bei V sehr unübersichtlich auf dem Kampffeld werden, selbst am Devil May Cry Standard gemessen. Mit Benutzung des Devil Trigger kann man Griffon und Shadow allerdings auch selbstständig angreifen lassen, um sich etwas Freiraum zum dodgen zu nehmen. Dies ist wirklich von Nöten, da V nicht ansatzweise so mobil im Movement wie Dante oder Nero ist. Insgesamt gesehen sind die Missionen von V schwächer als die von Nero oder Dante aber zum Glück wird die Dauer von V’s Missionen nicht überstrapaziert. Mit neuen Upgrades allerdings kommt zum späteren Zeitpunkt jedoch ein vertrauter wie auch neuer Devil May Cry Flow mit V auf.

Alteingesessener Dämonenjäger Dante spielt sich ähnlich wie im vierten Teil und hat sich am wenigsten verändert. Bei ihm geht es weiterhin mit einem großen Arsenal an Waffen zur Sache. Um genau zu sein kann Dante vier Nahkampf- und vier Fernkampfwaffen tragen. Zudem kann er noch zwischen vier Fighting-Styles mitten im Kampf hin und her wechseln (Gunslinger, Swordmaster, Trickster und Royal Guard), welche ebenfalls individuelle Moves besitzen. Das man das komplette Arsenal an Waffen und Styles mitten in seiner Combo wechseln kann eröffnet eine schier unüberschaubare Variabilität im Kampf. Wahrscheinlich ist es auch der Grund warum Dante als letzter spielbarer Charakter eingeführt wird, damit Neulinge nicht sofort an all den eröffneten Möglichkeiten im Kampf erstarren. Sein Waffenarsenal besteht zudem aus alten wie auch neuen Waffen. Er kann selbst ein Motorrad als Waffe als eine Art von Kettensäge benutzen. Die Möglichkeiten mit Dante stylische Combos durchzuziehen sind immens und bringen immer eine Freude mit sich.

Leider gibt es nur in extrem wenigen Missionen eine Auswahlmöglichkeit der Charaktere und Devil May Cry 5 gibt fast ausschließlich vor mit welchen Charakteren man zu spielen hat. Das hin- und herspringen zwischen Charakteren kann leider anfangs ebenfalls eine leichte Frustration mit sich bringen, da die Upgrades der Charaktere nicht übernommen werden. Selbst wenn es sich eigentlich um grundlegend ähnliche Abilities handelt wie beispielsweise das der Charakter sich schneller fortbewegen kann. Das Pacing erhält dadurch leider einen kleinen Stop-and-Go Effekt.

Zum Glück gibt es aber Abilities und Waffen die keinem anderen Charakter gleichen und somit erhält man im Spielverlauf immer weitere Spielzeuge um Dämonen an den Kragen zu gehen. Wer sich mit seinen wirklich reichlich vorhandenen Red Orbs genügend Upgrades holt und diese beherrschen kann, kann sich am Ende der Story mit allen Charakteren wie ein Gott der Dämonenjagd durch die Gegner kämpfen.

Bekannte Gesichter wie Lady und Trish kommen ebenfalls in der Story vor und werden in den Spielverlauf mit eingearbeitet. Die Einarbeitung bringt jedoch nichts weiteres als Fan-Service, da beide Charaktere nicht viel zur eigentlich Story und ihren Verlauf beisteuern. Jeder der die beiden jedoch kennt wird sich sicherlich freudig an “alte Zeiten” erinnern können. Außerdem gibt es noch Nico, welche mit vollen Namen Nicoletta Goldstein heißt, und die Waffenschmiedin und Side-Kick von Nero darstellt. Sie ist auch die Enkelin der legendären Waffenschmiedin Nell Goldstein, welche bereits an den Waffen von Dante gearbeitet hat. Nico ist auf jeden Fall einzigartig und besitzt einen lebhaften Charakter, um es milde auszudrücken. Sie ist keineswegs schlecht dargestellt oder ausgeführt allerdings ist sie eine Person die man entweder hassen oder lieben wird. Bei ihr gibt es keine Grauzone.

All der Style und all die Kampfmechanismen bringen jedoch nicht allzu viel wenn die Gegner nicht spaßig zu bekämpfen sind. Glücklicherweise kann Devil May Cry auch in dieser Front mehr als abliefern. Neben kleinen Gegner mit denen man quasi machen kann was man will gibt es auch schwierigere Gegner bei denen anderen Strategien eingesetzte werden müssen. Zudem gibt es auch Support Dämonen die entweder ihre Kameraden aus der Unterwelt heilen oder weitere Dämonen auf das Schlachtfeld rufen können. Die Präsentation und sogar der Stil der Gegner sind wirklich schön anzuschauen, solange man den grotesken Dämonen etwas abgewinnen kann. Die Mischung bei den normalen Gegner findet man ebenfalls bei den Bossen wieder. Kein Boss gleicht dem anderen und bis auf einen Bosskampf funktioniert auch überall das Design der verschiedenen Bosskämpfe.

Viele verbinden oftmals mit Devil May Cry Titeln einen erhöhten Schwierigkeitsgrad. Dieses Mal ist es jedoch nachsichtiger. Für meinen Geschmack sogar ein bisschen zu nachsichtig. Wenn man stirbt, egal ob beim Bosskampf oder im üblichen Gefecht, kann man sich entweder mit seinen Red Orbs oder gefundenen Golden Orbs wiederbeleben. Je nachdem wie viele Red Orbs man zum wiederbeleben verwendet oder sich entscheidet einen Golden Orb dazu zu nehmen, kann man sogar mit voller Gesundheit und vollem Devil Trigger auferstehen. Solange man genug der verschiedenen Orbs besitzt kann, man sich auch munter wiederbeleben (Golden Orbs sind im Spielverlauf zahlreich vorhanden übrigens). Diese Mechanik fühlt sich manchmal sogar “cheap” an, da hierdurch nicht genug Konsequenzen bei einem Fail auftreten.

Wie auch der letzte Capcom Titel Resident Evil 2 kommt in Devil May Cry 5 die RE Engine zum Einsatz und die Schönheit der Engine zeigt sich auch hier. Devil May Cry 5 sieht nicht nur hervorragend aus, sondern kann auch mit seiner Soundkulisse überzeugen. Alle Protagonisten und Gegner besitzen einen gewissen Style und Charakter, welche durch unterschiedliche Animationen untermalt werden. Das Level Design ist dieses Mal jedoch linearer und mit weniger Puzzeln versehen als in vorherigen DMC-Titeln. Trotzdem lädt jedes Level zur gewissen Erkundung ein, da es immer nützliche Objekte oder Geheimmissionen zu entdecken und finden gibt. Das erste drittel des Spiels sieht wirklich phänomenal und abwechslungsreich aus. Leider kann das Spiel diese Farbpalette nicht über den gesamten Verlauf halten und benutzt ab der Mitte des Spiels zu viel der gleichen Strukturen und Muster. Je tiefer man in Qliphoth hinein dringt desto eintöniger wird es leider.

Devil May Cry 5 ist weiterhin ein Single Player Game aber dieses Mal gibt es eine indirekte Multiplayer Komponente. Verbindet man sich mit dem Internet und aktiviert das Cameo-System, sieht man je nach Mission andere Spieler im Hintergrund oder mit sich zusammen kämpfen. Das besondere daran ist, dass dies entweder in Echtzeit oder mit Ghost-Daten dargestellt wird. Es ist natürlich kein Muss aber ein netter Touch der den Style von anderen Spielern im eigenen Verlauf aufzeigt.

Fazit 9.3 aus 10

Jede Debatte um das beste Devil May Cry Spiel besitzt ab sofort, ohne wenn und aber, einen Gewinner. Smokin' Sexy Style durch und durch. Devil May Cry 5 vereinigt die besten Qualitäten der Spielereihe und schafft es sogar zugleich die bestehende Formel mit neuen Qualitäten auszubauen. Capcom hat es wieder geschafft einem Klassiker neues Leben einzuhauchen ohne die Traditionen der Spielereihe zu kompromittieren.