Wolfenstein: Youngblood Test / Review

*READ ME* Wichtige Anmerkung:Zwar haben sich die in Deutschland geltenden rechtlichen Beschränkungen für die Verwendung von Inhalten mit Bezug zum Nationalsozialismus und Neo-Nazi-Organisationen geändert, allerdings mussten wir das Spiel in deutscher Sprache testen. Da wir die deutsche Version und nicht die internationale Version des Titels erhielten, gab es für uns leider nicht die Option das Spiel im englischen Original zu testen. 

Dieses Mal spielen wir in Wolfenstein: Youngblood nicht den berühmten Terror-Billy William B.J. Blazkowicz, sondern eine seiner Zwillingstöchter. Neben neuen Protagonisten, gibt es es noch weitere Neuheiten in der Reihe. Aber hält es, was es verspricht?

Weiterhin spielt es in der fiktiven Welt, in der das Regime die Kontrolle besitzt. Wir spielen entweder als Jess oder Soph, welche 19 Jahre nach den Ereignissen von Wolfenstein II: The New Colossus ihren Vater B.J. im besetzten Paris suchen. Eine neue Gruppe von Freiheitskämpfern möchte die Stadt aus den Händen des Regimes reißen. Ohne zu spoilern, kann leider gesagt werden, dass die Geschichte nicht an die vorherigen Teile heran reicht. Die typischen überraschenden und wirklich skurrilen Momente fehlen in diesem Spiel. Außerdem werden die Nebencharaktere dieses Mal auf einfache Auftraggeber heruntergestuft. Die Nebencharaktere, die sonst einen großen Teil der Geschichte und den Flair der Reihe ausgemacht haben, fehlen in diesem Spiel. Auch Abby, die Tochter von Grace Walker aus The New Colossus, kann hier das Ruder nicht herumreißen. 

B.J. war im letzten Teil in einem fragilen Zustand und zeigte eine andere Seite des Terror-Billys. Die einzige Charaktereigenschaft die Jess und Soph besitzen ist die, dass sie Idioten vor dem Herrn sind und eine schlechte Zeile nach der anderen sprechen. Ob dies nur in der deutschen Version der Fall ist, kann ich leider nicht beurteilen. Zwar können sie auch andere, gefühlvolle Momente präsentieren, wie beispielsweise bei Geschichten über vergangene Tage, aber leider kommen diese Konversationen im Verlauf der Story zu wenig vor, um ihnen eine Tiefe zu verleihen. 

Beide Schwester besitzen dieselben Fähigkeiten, darum ist es egal, für welche der beiden jungen Frauen ihr euch entscheidet. Die Progression des Charakters wird dieses Mal anders gehandhabt. Nun werdet ihr mit XP Level sammeln, um neue Abilities freizuschalten. Keine Aufgaben mehr, sondern XP durch das Töten von Gegnern oder abschließen von Missionen.Ebenfalls können Waffen und ihre Aufsätze verändern und verbessert werden. Leider geht mit der Änderung auch einher, dass die Gegner dieses Mal ebenfalls Level besitzen. Dadurch kann es vorkommen, dass ihr nicht sofort mit der Geschichte fortfahren könnt, sondern erst einige Level hochschrauben müsst, um die Story voranzutreiben. Denn Gegner mit einem höheren Level als ihr, sind wahrhaftige “bullet sponges”. Irgendwie werde ich mit dieser Änderung nicht ganz warm. Es fühlt sich etwas “out of place” in einem Wolfenstein-Spiel an.

Dieses Mal könnt ihr die Geschichte auch Co-Op spielen. Das Spiel macht mit einem Co-Op-Partner weitaus mehr Spaß, als mit der A.I. kontrollierten Schwester. Das Schlimmste beim solo spielen ist, dass ihr und eure Schwester einen gemeinsamen “Life-Pool” teilt. Maximal drei Leben können gleichzeitig aufbewahrt werden. Sobald einer von euch stirbt, also “ausblutet”, wird eins der drei Leben ausgelöscht. Ihr könnt euch manchmal also darauf einstimmen, dass ihr eure A.I. kontrollierte Schwester babysitten müsst. Ansonsten heißt es nämlich vom letzten Checkpoint anfangen. Ein weiteres Manko könnte hier das “always online”-Feature sein. Dadurch kann das Spiel nämlich nicht pausiert werden, selbst wenn ihr alleine spielt.

Das Level- und Progessionssystem besitzen jedoch nicht nur schlechte Eigenschaften. Einher geht nämlich hiermit auch, dass die Geschichte nicht linear erzählt wird. Was einen frischen Wind in die Reihe bringt. Ebenfalls ist der Einfluss der Dishonored-Macher, Arkane Studios, sichtbar, da die Welt mehr Vertikalität besitzt und zum erkunden einlädt. Leider besitzt die Welt nicht die gleiche Abwechslung wie gewohnt. Fast jede Zone gleicht der anderen und bringt wenig Vielfalt. Dafür geschehen aber interessante, “zufällige” Ereignisse innerhalb der Zonen. Ereignisse wie Autobomben legen oder Zivilisten zu retten treten ab und an auf und bringen weiteren Anreiz dem Regime eins auszuwischen.

Das Schießen ist allerdings “on point” und Waffengefühl. Wie gewohnt von Machine Games besitzen die Waffen ihre übliche Wucht. Regime-Schweine damit niederzumähen macht von Sekunde eins Spaß! Für alle Stealth-Freunde gibt es dieses Mal jedoch schlechte Nachrichten. In den vergangenen Teilen konntet ihr Missionen auch oftmals sneaky ausführen. Durch die Areale, die mehr Offenheit bieten, wird es dieses Mal weitaus schwerer. Nicht, weil die Gegner unbedingt schwerer sind, sondern weil die Gegner so verteilt sind, dass maximal zwei Kills möglich sind, bevor euch eine Drohne oder andere Gegner erspähen. Die einzige Möglichkeit stealthy zu spielen, ist die Ability, sich unsichtbar zu machen. Welche sich manchmal sogar wie ein Cheat anfühlt.

Fazit 7.7 aus 10

Jess und Soph können leider nicht ganz in die großen Fußstapfen ihres Vaters treten. Die Story und die Charaktere kommen leider nicht an die aus The New Colossus heran. Dafür schaffen dies aber einige der Gameplay-Elemente. Wer über die Schwächen des Titels hinwegsehen kann, wird mit Youngblood einen spaßigen Shooter erleben.